40 o

Und bin ich in den Geistestiefen,

Erfüllt in meinen Seelengründen

Aus Herzens Liebewelten

Der Eigen­heit­en leer­er Wahn

Sich mit des Wel­tenwortes Feuerkraft.

Das Mantra 40 o und die Zahl 40

Die Woche 40 o ist die erste, die immer voll­ständig im neuen Jahr liegt. Ein beson­der­er Zauber liegt über dieser Woche des Anfangs! Das let­zte Oster­fest liegt 40 Wochen bzw. Mantren zurück — genau­so lange, wie eine men­schliche Schwanger­schaft dauert. Mit der Zahl 40 sind immer voll­ständi­ge Ver­wand­lun­gen, Neuge­burten ver­bun­den: 40 Jahre musste das jüdis­che Volk nach dem Auszug aus Ägypten durch die Wüste wan­dern, bis es als auser­wähltes Volk im gelobten Land ankam. 40 Tage betete und fastete Jesus nach der Taufe im Jor­dan, bevor er als Sohn Gottes in die Öffentlichkeit trat. 40 Tage sind es vom Oster­son­ntag bis zur Him­melfahrt Christi. Es ist der Zauber der Geburt, der Zauber des in die Sicht­barkeit-tretens eines Neuen, der über dieser Woche des 40. Mantras und ersten Woche des neuen Jahres liegt.

Zu dieser Woche passt wie zu kein­er anderen das Gedicht “Stufen” von Her­mann Hesse (1877–1962). Dort spricht er von Leben­skreisen. Ist nicht jede neue Woche solch ein Leben­skreis — und erst recht ein neuer Jahreskreis?

“… Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hil­ft, zu leben.

Wir sollen heit­er Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an ein­er Heimat hängen,
Der Welt­geist will nicht fes­seln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten. …”

Der neue Jahreskreis ist wie ein neuer Kör­p­er, in den die Men­schheit ein­tritt. In früheren Jahrhun­derten wurde der Geist eines Jahres als der Jahr-Gott erlebt, als der Schöpfer­gott der Veg­e­ta­tion, — als der Ein­jährige, der sich opfer­nde, — der in jedem Zyk­lus neu geboren wird und an seinem Ende stirbt. Rudolf Stein­er sagt, dass der Jahr-Gott den Rang eines Archai hat – und der Chris­tus sel­ber ist. „Hin­horchen auf die Inspi­ra­tio­nen dieses Men­schheits­gottes [des Jahr-Gottes], der der Chris­tus sel­ber ist, muß die Men­schheit ler­nen, wie sie ein­mal gel­ernt hat­te, hinzuhorchen auf die Inspi­ra­tio­nen des Jahr-Gottes.“ (GA 219, 9. Vor­trag) Der Jahreskreis ist Sein Leib, sein heiliger Tempel.

Im Advent haben wir die Ankun­ft des Gottes erwartet. In der Heili­gen Nacht haben wir seine Geburt gefeiert. Mit der Woche 39 n standen wir auf der Schwelle bzw. trat­en in seinen neuge­bore­nen Leib ein und wur­den ein Teil von Ihm. Doch erst in der Woche 40 o, die als erste voll­ständig im neuen Jahr liegt, tauchen wir unter in diese neue Energie. Nun gehen wir in Kon­takt mit dem neuen Jahr-Gott, ver­trauen uns ihm an und lassen uns tra­gen von seinem Zeit-Strom.

Rudolf Stein­er hat auf die Frage, wie man sich vor­bere­it­en kann den wiederk­om­menden — den ätherischen Chris­tus — zu erleben geant­wortet: durch das med­i­ta­tive Erleben des Jahres­laufes. Mir scheint, dass Rudolf Stein­er den See­lenkalen­der genau für dieses lauschende Erleben des Jahr-Gottes, welch­er der “Kör­p­er” des Chris­tus ist, geschaf­fen hat.

Der 6. Januar — Drei Königs- und Tauftag Jesu im Jordan

Der Fest­tag des 6. Jan­u­ar hat eine lange Geschichte und zeigt dadurch, dass die Men­schen die Weisheit des Jahreskreis­es in immer wieder neuen, aber inhaltlich ver­wandten Bildern erlebten, kom­mu­nizierten und feierten. Dadurch wird die zugrunde liegende uni­verselle Weisheit des Jahreskreis­es deutlich.

In der christlichen Tra­di­tion wird am 6. Jan­u­ar das Fest der Taufe Jesu im Jor­dan gefeiert – und gle­ichzeit­ig das Fest der Heili­gen Drei Könige. Dieser Tag liegt fast immer in der Woche 40 o und zeigt deshalb was mit dieser Woche seit alters her ver­bun­den ist. Es gibt nur eine bedeut­same Aus­nahme: wenn Heilig Abend mit dem 4. Adventsson­ntag zusam­men­fällt, wie im Jahr 2023, ist der 6. Jan­u­ar der Sam­stag der Woche 39 n. Die Vere­ini­gung des Göt­tlichen mit dem Men­schlichen, wie es das Bild der Taufe schildert, kann sich in der Schwellen­woche 39 n auf ein­mal und voll­ständig vol­lziehen — meist ist es jedoch ein zweis­chrit­tiger Prozess, zu dem die Mantren 39 n und 40 o gehören.

Für mich bedeuten die bei­den Fest-Aspek­te zwei Arten, mit dem neuen Jahr-Gott, mit der Energie des neuen Jahres in Kon­takt zu kom­men: Mit den drei Heili­gen Köni­gen begrüßen wir diesen neuen Jahr-Gott und opfern ihm das Beste, was wir haben: Unsere Weisheit im Bild des Goldes, unser auf­steigen­des Fühlen im Bild des Weihrauchs und unseren guten, auf Heilung aus­gerichteten Willen im Bild der Myrrhe. Mit der Taufe im Jor­dan­fluss tauchen auch wir ein in den Strom der Zeit, in die Energie dieses Jahr-Gottes und wer­den von ihm getra­gen für einen neuen Jahres-Kreis­lauf. Es ist tat­säch­lich so, ob wir es wahrnehmen oder nicht; die Zeit trägt uns alle. Nie­mand kann vorgestern leben oder näch­ste Woche – die Gegen­wart ist immer Gegen­wart aller Men­schen – ein Jet­zt. Die Ein­heit eines Jahreskreis­es ist gle­ich­sam der Kör­p­er des jew­eili­gen Jahr-Gottes. Und dieser Jahr-Gott trägt für eine Runde alles Leben auf der Erde, uns Men­schen eingeschlossen.

Ursprünglich wurde dieser beson­dere Tag des 6. Jan­u­ar Epiphá­nias, (von griechisch ἐπιφάνεια epipháneïa, lateinisch epiphanīa „Erschei­n­ung“) oder Theo­phanie (θεοφάνεια „Erscheinen Gottes“) genan­nt. Hier wurde, wie in der Ostkirche auch heute üblich, die Geburt Christi und auch seine Taufe 30 Jahre später gefeiert. Dieser Fest­tag beruht auf ein­er vorchristlichen Tra­di­tion. Im hel­lenis­tis­chen Ägypten wurde in der Nacht vom 5. auf den 6. Jan­u­ar das Fest des aus der Jungfrau Kore (= Perse­phone) gebore­nen Son­nen­gottes, des Aion gefeiert. Dieser Son­nen­gott wurde mit Osiris als irdis­ch­er Erschei­n­ung des Re gle­ichge­set­zt. Am 6. Jan­u­ar wurde dann heil­brin­gen­des Wass­er aus den Fluten des Nil geschöpft. Dieses Fest weist auf das zur Erde her­ab­steigende men­schheitliche Man­as bzw. Geist­selb­st hin, das in der lemurischen Zeit gle­ich­sam zer­stück­elt wurde und in den einzel­nen Men­schen­leibern sein Grab fand. Durch eine Art all­ge­mein­er Taufe wurde es aus dem Wass­er her­aus wiedergeboren.

Rudolf Stein­er sagt: “Einiges Licht wirft eso­ter­isch das Datum — eso­ter­isch ist das Fest ein sehr wichtiges -, denn der 6. Jan­u­ar ist das­selbe Datum, an welchem im alten Ägypten das soge­nan­nte Osiris­fest gefeiert wurde, das Fest des wiederge­fun­de­nen Osiris. Osiris wird bekan­ntlich über­wun­den von seinem Geg­n­er Typhon, er wird von der Isis gesucht und wiederge­fun­den. Dieses Wiederfind­en des Osiris, des Sohnes Gottes, wird dargestellt durch das Fest vom 6. Jan­u­ar. Das Dreikönigs­fest ist das­selbe Fest, nur daß es christlich gewor­den ist. Dieses Fest find­en wir auch bei den Assyr­ern, den Arme­niern und den Phöniziern. Über­all ist es da ein Fest, das verknüpft ist mit ein­er Art von all­ge­mein­er Taufe, wo aus dem Wass­er her­aus eine Wiederge­burt stat­tfind­et. Das deutet schon den Zusam­men­hang an mit dem wiederge­fun­de­nen Osiris. Was ist über­haupt der ver­schwun­dene Osiris? Der ver­schwun­dene Osiris stellt uns dar jenen Über­gang, der stat­tfind­et zwis­chen den Zeit­en vor der Mitte der lemurischen Rasse und den Zeit­en nach der Mitte der lemurischen Rasse. Vor der Mitte der lemurischen Rasse gab es keinen Men­schen, der mit Man­as begabt war. Erst in der Mitte der lemurischen Zeit senk­te sich Man­as herab und befruchtete die Men­schen. In jedem einzel­nen Men­schen wird ein Grab geschaf­fen für das in die Men­schheit aufgeteilte Man­as (Geist­selb­st) — für Osiris, der dargestellt wird als zer­stück­elt. Es ist die man­a­sis­che Got­theit, die aufgeteilt wor­den ist und in den Men­schen wohnt. Gräber des Osiris heißen die men­schlichen Kör­p­er in der ägyp­tis­chen Geheim­sprache. Man­as ist so lange nicht befre­it, bis die wieder­erscheinende Liebe Man­as befreien kann.

Was ist die wieder­erscheinende Liebe? Was ent­standen war mit der Man­as­be­fruch­tung in der Mitte der lemurischen Zeit — etwas vorher und etwas nach­her -, das war das Einziehen des Lei­den­schaft­sprinzipes in die Men­schheit. Vor dieser Zeit hat es kein eigentlich­es Lei­den­schaft­sprinzip gegeben. Die Tiere der vorherge­hen­den Zeit­en waren Kalt­blüter. Und auch der Men­sch selb­st war damals noch nicht mit warmem Blute begabt. Die Men­schen der Mon­den­zeit, und entsprechend auch die Men­schen der drit­ten Erden-Runde, kann man insofern mit Fis­chen ver­gle­ichen, als sie die gle­iche Wärme mit ihrer Umge­bung hat­ten. Der Geist Gottes brütete über den Wassern, heißt es in der Bibel von dieser Zeit. Das Prinzip der Liebe war noch nicht im Innern der Wesen, son­dern draußen als sich offen­baren­des irdis­ches Kama (das heißt irdis­che Lei­den­schaft). Das Kama ist die ego­is­tis­che Liebe. Der erste Bringer der ego­is­mus­freien Liebe ist nun Chris­tus, der in Jesus von Nazareth erscheinen sollte.“ (Lit.: Beiträge 60, S. 3f)

Am 6. Jan­u­ar wurde also die Befreiung des Man­as, des Geist­prinzips im Men­schen von der Bindung an die Begier­den­natur gefeiert. Es war ein Fest des Vor­blicks auf das Erscheinen des Chris­tus und auf die erwartete neue Fähigkeit des Men­schen nun ohne eige­nen Nutzen Liebe empfind­en zu kön­nen. Es war ein Fest, das die Über­win­dung des Egos vorausah­nend feierte.

Taufe und Sündenfall

Mit der Taufe Jesu, der voll­ständi­gen Auf­nahme der geisti­gen Son­nen-Macht in den Men­schen Jesus hängt zusam­men, was als Sün­den­fall beze­ich­net wird. Hier begann eine Entwick­lung, die zunächst für einen Men­schen — und damit der Möglichkeit nach für alle Men­schen — sich vol­len­dete. Hier schildert Rudolf Stein­er den Grund für den Sün­den­fall und macht deut­lich, dass dieser Grund ent­ge­gen der landläu­fi­gen Auf­fas­sung jen­seits men­schlich­er Schuld liegt: „Der Leit­er der ganzen Bewe­gung [während der lemurischen Zeit, in diese Zeit fiel der Mon­daus­tritt aus der Erde] ist dieselbe Got­theit, die die hebräis­che Tra­di­tion Jahve, Jeho­va, nen­nt, Er war eine Mon­den­got­theit [ein Deva]. Er hat­te im höch­sten Sinne die Kraft, die auf dem Monde entwick­elt war, und strebte danach, die Men­schheit in diesem Sinne weit­erzuen­twick­eln. Jahve stellte inner­halb der irdis­chen Welt die Got­theit dar, welche den Wesen die Möglichkeit der physis­chen Fortpflanzung gibt. Alles übrige (Ver­stand) lag nicht in der Jahve-Inten­tion. … Er hätte sich dann nur damit befasst, schöne For­men zu erzeu­gen, denn das Innere, das Intellek­tuelle, war ihm gle­ichgültig. Schön geformte Men­schen wollte Jeho­va erzeu­gen, eine Art schön­er Stat­uen. Nach sein­er Inten­tion sollte die Fortpflanzungskraft so lange fort­ge­set­zt wer­den, bis sie erlis­cht. Er wollte einen Plan­eten haben, der nur schöne, aber voll­ständig starre For­men auf sich trug. Wenn die Erde, mit dem Mond in sich, sich for­ten­twick­elt hätte, so hätte sie sich entwick­elt zu ein­er star­ren, vereis­ten Form. Jeho­va hätte seinen Plan­eten verewigt als Denkmal der Inten­tion sein­er Entwick­lung. Dies wäre zweifel­los einge­treten, wenn nicht jene Adepten, die über die Mon­de­nen­twick­lung hin­aus­geeilt waren, jet­zt her­vor­ge­treten wären. In der­sel­ben Zeit trat­en sie her­vor. Diese hat­ten das­jenige, was wir erst auf der Erde entwick­elt haben, Ver­stand und Geist, schon auf dem Monde entwick­elt. Sie nah­men sich jet­zt der übri­gen Men­schheit an und entris­sen sie dem Schick­sal, dem sie son­st ver­fall­en wären. Es wurde ein neuer Funke ange­facht in dem men­schlichen Astralkör­p­er. Sie gaben ger­ade dem dama­li­gen Astralkör­p­er den Anstoß, sich über den sprin­gen­den Punkt hin­aus zu entwickeln. …

Es waren jet­zt zwei Strö­mungen da, diejenige Jahves [des Mon­den­gottes] und die der Mon­dadepten [der über das Mon­den-Ziel hin­au­sen­twick­el­ten Devas]. Das Inter­esse der Mon­dadepten lag darin, die Men­schheit zu vergeisti­gen. Aber Jahve wollte aus ihnen schöne Stat­uen machen. Diese bei­den Kräfte kämpften dazu­mal miteinander.

… Sie [die Mon­dadepten] sagten ihnen [den Men­schen]: Ihr müsst nicht Jeho­va fol­gen, er wird euch nicht zur Erken­nt­nis kom­men lassen; aber ihr sollt Erken­nt­nis erlan­gen. – Das ist die Schlange. Die Schlange ste­ht dem Weibe gegenüber, denn das Weib hat­te die Kraft, sich aus sich selb­st her­aus fortzupflanzen. Jet­zt sagte Jeho­va: Der Men­sch ist gewor­den wie unsere­in­er – und bringt den Tod in die Welt und alles, was damit zusammenhängt.

<Luz­ifer> nen­nt man die Mon­dadepten; sie sind die Geber dessen, was men­schliche Intellek­tu­al­ität ist. Das gaben sie dem Astral- und dem physis­chen Kör­p­er, son­st hätte die Mon­ade (die Entität des Ichs] in diese nicht einziehen kön­nen und die Erde wäre dann ein plan­e­tarisches Denkmal von Jeho­vas Größe gewor­den. Durch das Ein­greifen des luz­iferischen Prinzips wurde die men­schliche Selb­ständigkeit, die Geistigkeit gerettet. Jeho­va hat dann, damit der Men­sch sich nicht ganz vergeistige, die Selb­s­ther­vor­bringungskraft hal­biert [Geschlechtertren­nung]. …

Der Men­sch trägt also durch Jeho­vas Macht die Möglichkeit in sich, zu erstar­ren. Wenn man die drei unteren Kör­p­er beobachtet, so haben diese den Keim in sich, zum physis­chen Zus­tand der Erde zurück­zukehren. Die oberen Teile: Atma, Bud­dhi, Man­as [Geist­men­sch, Lebens­geist, Geist­selb­st] haben erst in den Men­schen einziehen kön­nen dadurch, dass die Schlange hinzukam. Der Men­sch bekam dadurch neues Leben und die Kraft, bei dem irdis­chen Plan­eten zu verbleiben. Aber die Fortpflanzungskraft wurde eingeschlechtlich [Tren­nung in männlich und weib­lich] und dadurch ist Geburt und Tod in die Welt gekom­men; vorher gab es noch nicht Geburt und Tod“ (Stein­er, GA 93a, 23. Vor­trag, 25.10.1905, S. 183 — 185).

Der Men­sch war vor der lemurischen Zeit also kör­per­lich männlich-weib­lich. Heute ist er kör­per­lich entwed­er männlich oder weib­lich, dafür aber geist­be­gabt. Er ist durch den soge­nan­nten Sün­den­fall eine irdisch-geistige Dop­pel­natur gewor­den. Was in der lemurischen Zeit als Göt­ter­tat seinen Anfang genom­men hat­te, wurde mit der Taufe Christie durch göt­tliche Wirkung für zunächst einen Men­schen, für Jesus von Nazareth, vollendet.

Rudolf Stein­er sagt über die Taufe Jesu: “Was war da einge­treten in Wahrheit? In Wahrheit war diese Leib­lichkeit des Jesus von Nazareth, … so reif, so vol­len­det, daß in sie ein­drin­gen kon­nte der Son­nen­l­o­gos, das Wesen der sechs Elo­him, wie wir es beschrieben haben als das geistige Wesen der Sonne. Es kon­nte sich für drei Jahre in dieser Leib­lichkeit inkarnieren, kon­nte Fleisch wer­den. Der Son­nen­l­o­gos, der hinein­scheinen kann durch die Erleuch­tung in den Men­schen, er selb­st, der Heilige Geist, tritt ein, das Wel­ten-Ich, das kos­mis­che Ich tritt ein, und es spricht for­t­an der Son­nen­l­o­gos in diesen drei Jahren aus dem Jesuskör­p­er. Der Chris­tus spricht aus dem Jesuskör­p­er die drei Jahre hin­durch. Dieser Vor­gang wird angedeutet im Johannes-Evan­geli­um und auch in den anderen Evan­gelien als das Her­ab­steigen der Taube, des Heili­gen Geistes auf den Jesus von Nazareth. … Jet­zt haben wir den Chris­tus im Astralleibe, Äther­leibe und physis­chen Leibe des Jesus von Nazareth.“ (Lit.: GA 103, S. 206f)

Nach der Weltenmitternachtsstunde

Das See­lenkalen­der-Jahr teilt sich in vier­mal 13 Mantren. Das Mantra 40 o ist das erste Mantra des let­zten Vier­tels. Sehe ich den Jahreskreis mit dem Som­mer-Hal­b­jahr oben und dem Win­ter-Hal­b­jahr unten, so markiert das Mantra 40 o den Beginn des auf­steigen­den Kreis­bo­gens. Das Mantra zeugt dadurch von ein­er Wende. Auch im Gang der Seele durch die geistige Welt hin zu ein­er neuen Inkar­na­tion vol­lzieht sich nach der Wel­ten­mit­ter­nachtsstunde eine Wende; ein neuer Inkar­na­tion­sim­puls entsteht.

Rudolf Stein­er beschreibt die Entste­hung des neuen Inkar­na­tion­sim­puls­es so, dass ich auch diesen Aspekt hinzunehmen will, um das Mantras 40 o zu ver­ste­hen. „… <die große Wel­ten­mit­ter­nachtsstunde des geisti­gen Daseins zwis­chen dem Tod und ein­er neuen Geburt>, jene Mit­ter­nachtsstunde, wo das men­schliche innere Erleben am inten­sivsten wird und das, was wir geistige Gesel­ligkeit nen­nen kön­nen, das Zusam­men­hän­gen mit der geisti­gen Außen­welt, den niedrig­sten Grad erre­icht hat, so dass in gewiss­er Beziehung während dieser Mit­ter­nachtsstunde des geisti­gen Daseins geistige Fin­ster­n­is um uns ist. Aber gesagt wor­den ist, dass die Sehn­sucht nach Außen­welt wiederum in uns wirkt und dass diese Sehn­sucht durch den Geist, der in geisti­gen Wel­ten wirkt, aktiv wird und dass diese Sehn­sucht ein neues See­len­licht aus uns erzeugt, so dass es uns möglich wird, jet­zt eine Außen­welt von ganz beson­der­er Art zu erblick­en. Diese Außen­welt, die wir dann erblick­en, ist unsere eigene Ver­gan­gen­heit, wie sie durch frühere Inkar­na­tio­nen und die Zwis­chen­zeit­en zwis­chen den Toden und den neuen Geburten sich vol­l­zo­gen hat, und die wir jet­zt als eine äußere Welt über­schauen, indem wir zurück­blick­en auf das, was wir diesem Wel­tenda­sein schuldig geblieben sind. Ins­beson­dere tritt uns dann, wenn wir diesen Rück­blick in unsere früheren Erleb­nisse haben, zweier­lei mit großer Inten­sität ent­ge­gen. Wir haben – dieses und jenes genossen, dieses und jenes ist uns beschert wor­den an Freude, an Lust des Daseins. Das alles kön­nen wir überse­hen, was uns jemals gewor­den ist an Freude, an Lust des Daseins. Aber wir überse­hen es so, dass es uns gle­ich­sam in seinem spir­ituellen Wert erscheint, dass es uns in Bezug darauf erscheint, was es aus uns gemacht hat.

…. Aber dadurch wer­den wir gequält, dass sich die Beziehung zu dem Men­schen, den wir angel­o­gen haben, in der jet­zt geschilderten Zeit so verän­dert, so oft wir den Men­schen erblick­en – und wir wer­den ihn genü­gend oft mit dem geisti­gen Auge erblick­en -, dass er die Ursache wird, dass die der voll­bracht­en Lüge ent­ge­genge­set­zte Wahrheit, die uns quält, in uns auf­steigt. Dadurch taucht aus unseren Tiefen die Ten­denz her­auf: Diesem Men­schen musst du unten auf der Erde wieder begeg­nen, und du musst etwas tun, was das Unrecht aus­gle­icht, das du durch die vol­l­zo­gene Lüge began­gen hast. Denn hier in der geisti­gen Welt kann das nicht aus­geglichen wer­den, was durch deine Lüge geschaf­fen wor­den ist, da im Kos­mos kannst du nur völ­lige Klarheit gewin­nen über die Wirkung ein­er Lüge. Was auf Erden geschaf­fen wor­den ist von dieser Art, das muss auch wiederum auf der Erde aus­geglichen wer­den. Man weiß, man braucht zum Aus­gle­ich Kräfte in sich sel­ber, die einem nur wer­den kön­nen, wenn man wiederum einen Erden­leib bezieht. Dadurch entste­ht in unser­er Seele die Ten­denz: Du musst einen Erden­leib beziehen, der die Möglichkeit bietet, eine solche Tat zu voll­brin­gen, wodurch die Unvol­lkom­men­heit aus­geglichen wer­den, die du auf Erden verur­sacht hast, son­st wird, wenn du durch den näch­sten Tod gegan­gen bist, dieser Men­sch wiederum dir erscheinen und die Qual der Wahrheit her­vor­rufen. Sie sehen die ganze geistige Tech­nik, wie in der geisti­gen Welt der Trieb in uns geschaf­fen wird, einen karmis­chen Aus­gle­ich für das oder jenes zu schaf­fen“ (GA 153, 6. Vor­trag, 14. 4. 1914, S. 163 — 167).

Rudolf Stein­er schildert den Weg der Seele auf die Erde als einen Abstieg durch die Plan­eten­sphären. Mit diesem Mantra begin­nend kann ich die fol­gen­den Mantren (auch) als diesen Abstieg lesen. Das Mantra 40 o enthält den Impuls und dadurch den Beginn dieses Abstiegs. Die eigentliche Mit­ter­nachtsstunde ist vor­bei. Der Weg vom Him­mel auf die Erde begin­nt, so wie ein­st­mals alle Men­schen aus dem Paradies auf die Erde mussten. Das Mantra 40 o ist dadurch ein­er­seits der Spruch des Sün­den­falls, und ander­er­seits auch der Spruch der Jor­dan-Taufe des Chris­tus. In bei­den Ereignis­sen find­et ein Abstieg vom Him­mel auf die Erde statt. Im ersten Ereig­nis ist es der Men­schen, der infolgedessen schuld- und schick­sals­fähig wird. Im zweit­en Ereig­nis ist es der Sohnes-Gottes, des Chris­tus, der sich mit dem Leib des Jesus verbindet. Er erringt infolgedessen für den Men­schen die Möglichkeit, wieder aufzusteigen, sich seinen Platz im Him­mel selb­st zu erarbeiten.

Rudolf Stein­er betont immer wieder, dass jede Entwick­lung die vorherge­hen­den Stufen wieder­holt. So kann ich das Mantra 40 o neben dem bere­its erwäh­n­ten als die Stufe des alten Sat­urn betra­cht­en. Hier gab es zunächst wed­er Zeit noch Raum, nur Ewigkeit. Da Rudolf Stein­er die Mit­ter­nachtsstunde auch der Sat­urn­sphäre zuord­net (das ist die Aus­dehnung im Raum, die der Plan­et Sat­urn mit sein­er Bahn umschreibt und die laut Rudolf Stein­er die dama­lige Erde zur Zeit des alten Sat­urn hat­te), kön­nte es sein, dass “das Tor noch nicht geschlossen” ist. Die Aus­dehnung ist noch die gle­iche, allerd­ings ist die Sat­urn­sphäre nun nicht mehr Ziel, son­dern Aus­gangspunkt. Etwas Neues begin­nt mit dem ersten Spruch nach dem Schwellen­spruch 39 n im See­lenkalen­der-Jahreskreis. Die Erd­sphäre, die Zeit der auf­steigen­den Sonne beginnt.

Sechs Geistestiefen im Seelenkalender

Das Mantra 40 o spricht von Geis­testiefen. Sechs­mal wird im See­lenkalen­der der Begriff der Geis­testiefen erwäh­nt. Immer ste­ht das Wort in der Mehrzahl, obwohl eine Ort­sangabe der Tiefe eigentlich einen einzi­gen Ort als tief­sten Punkt beze­ich­nen müsste. Erstaunlicher­weise weist die Verteilung der Mantren, die den Begriff “Geis­testiefen” enthal­ten, eine gewisse Regelmäßigkeit im Jahres­lauf auf: In jedem Sech­s­tel des Jahreskreis­es gibt es genau ein Mantra mit diesem Begriff. Dreimal ste­ht das Wort “Geis­testiefen” in einem Licht­spruch, im Sech­s­tel des vierten Licht­spruchs ste­ht es dage­gen im dazuge­höri­gen Krisen­spruch. Hier wird die Erin­nerung zur Ret­tung aufgerufen. Sie ist das vierte Licht, denn sie tritt leuch­t­end auf. In den bei­den Sech­steln, in denen es keine Licht- und Krisen­sprüche gibt, in den Sech­steln der Som­mer- und Win­ter­schwelle, ste­hen die Geis­testiefen jew­eils in einem Mantra, das auch vom Wel­tenwort spricht.

Nun frage ich mich, ste­hen die Geis­testiefen jew­eils in der Mehrzahl, weil es sechs ver­schiedene Tiefen des Geistes, sechs geistige Quel­lorte gibt? Und wenn dem so ist, wie lassen sie sich charak­ter­isieren? Die Licht- und Krisen­sprüche bilden mit einem dazwis­chen­liegen­den Mantra Grup­pen von je drei Sprüchen. Jede Gruppe weist durch ihre charak­ter­is­tis­che Wort­wahl auf eine Äther­art hin. Mit der Äther­art des jew­eili­gen Licht­spruchs (bzw. des Krisen­spruchs) kann ich nun die Geis­testiefe in Beziehung brin­gen und sie mit dieser als ver­bun­den betra­cht­en. Dreimal sind die Geis­testiefen Herkun­ft­sort des Licht­es, ein­mal sein Ziel. Das sich als chemis­ch­er Äther zeigende Licht (5 E), das Licht des Leben­säthers (31 e) und das Licht der Erin­nerung (Krisen­spruch 46 u) stam­men aus Geis­testiefen. Das Licht des Wärmeäthers (22 V) leuchtet dage­gen in die Geis­testiefen. In den Wel­tenwort-Mantren sind die Geis­testiefen aus­drück­lich mit mir, dem Ich-Sprech­er des Mantras ver­bun­den: Das sprechende Wel­tenwort (17 Q) fordert den Ich-Sprech­er auf, die eige­nen Geis­testiefen mit seinen Wel­tenweit­en zu erfüllen. Es ist das in der Physis schaf­fende Wel­tenwort, das hier spricht (siehe “Die sieben Wort-Mantren im See­lenkalen­der hier: 38 m). Im gegen­wär­ti­gen Mantra des schweigend wirk­enden Wel­tenwortes (40 o) befind­et sich der Ich-Sprech­er sel­ber in den Geis­testiefen. Hier wirkt das im Feuer schaf­fende, mit dem Ich ver­bun­dene Wel­tenwort (siehe Blog 38 m).

So wie ein Wür­fel auf sechs Flächen liegen kann, also sechs ver­schiedene Tiefen möglich sind, kön­nten mit den Geis­testiefen die Qual­itäten der Raumes­rich­tun­gen beze­ich­net sein. Mit vier Geis­testiefen ist das Licht (bzw. die leuch­t­ende Erin­nerung) ver­bun­den, mit zweien das Wel­tenwort. Im Raum unter­schei­den wir vier Him­mels-Rich­tun­gen nach dem Licht, und wir unter­schei­den zwei in der Senkrecht­en sich vol­lziehende Bewe­gun­gen es Men­schen, eine auf­steigende und eine absteigende. Die Him­mel­srich­tun­gen bes­tim­men sich aus dem Lauf und dem Stand der Sonne, und die Senkrechte entspricht der Inkar­na­tion und Exkar­na­tion. Rudolf Stein­er hat den vier Him­mel­srich­tun­gen (Osten, West­en, Nor­den, Süden) vier Erzen­gel zuge­ord­net. In der Tabelle (unten) habe ich es gewagt, die Erzen­gel mit ihren Him­mel­srich­tun­gen den Geis­testiefen der Licht­sprüche (bzw. dem Krisen­spruch) zuzuordnen.

Der mit dem Ich des Men­schen ver­bun­dene Erzen­gel Michael ist nach dieser Zuord­nung der einzige, dessen Licht als See­len­licht in die Geis­testiefen strahlt. Hinge­gen strahlt das Licht, das in den anderen drei Mantren charak­ter­isiert wird, — und damit der anderen drei Erzen­gel  — aus Geis­testiefen. Es ist also bere­its voll­ständig dort angekom­men. Das trifft für diese Erzen­gel zu, da sie jew­eils die Leit­er der drei ver­gan­genen Erdinkar­na­tio­nen waren (siehe Anthrowiki.at, Him­mel­srich­tun­gen). Die Senkrechte wird von den Wel­tenwort-Mantren gebildet: oben das schweigend durch den Feueräther auf das Ich wirk­ende Wel­tenwort, unten das sprechende Wel­tenwort, dem die Wel­tenweit­en ange­hören, die Raumwelt der Physis. (Siehe Tabelle)

5 E Im Lichte, das aus Geis­testiefen im Raume frucht­bar webend der Göt­ter Schaf­fen offenbart Licht­spruch des chemis­chen Äthers

West­en, Erzen­gel Raphael

17 Q Das Wel­tenwort spricht: Erfülle deine Geis­testiefen mit meinen Wel­tenweit­en, zu find­en ein­stens mich in dir. Wel­tenwort des Lebensäthers

unten

22 V Das zu See­len­licht gewor­dene Licht aus Wel­tenweit­en leuchtet in die Geis­testiefen, um Früchte zu ent­binden, die das Men­schenselb­st aus dem Wel­tenselb­st reifen lassen Licht­spruch des Wärmeäthers

Osten, Erzen­gel Michael

31 e Das Licht aus Geis­testiefen strebt son­nen­haft nach außen, wird zur Lebenswil­len­skraft und leuchtet in der Sinne Dumpfheit, um Kräfte zu ent­binden, die Schaf­fens­mächte im Men­schen­werke reifen lassen Licht­spruch des Lebensäthers

Süden, Erzen­gel Gabriel

40 o Und bin ich in den Geis­testiefen, erfüllt der Eigen­heit­en leer­er Wahn sich mit des Wel­tenwortes Feuerkraft. Wel­tenwort des Wärmeäthers

oben

46 u Erin­nerung tritt aus Geis­testiefen leuch­t­end auf, um die Gefahr der Betäubung durch die Welt abzuwenden. Krisen­spruch des Lichtäthers

Nor­den, Erzen­gel Uriel

Das Salz kristallisiert in Wür­felform. Mit dieser Form verbindet der Chris­tus den Men­schen, wenn er sagt: “Ihr seid das Salz der Erde.” (Mt 5,13–16 EU). Im Men­schen wird die kristal­lene und damit rein­ste, klarste Struk­tur der Erde sicht­bar. Der Wür­fel ist dadurch der geometrische Aus­druck des Men­schen. Man sagt auch, die Form des Ichs sei ein Würfel.

Will ich die sechs Geis­testiefen darstellen, so fällt auf, dass die nach Rudolf Stein­er im Jahreskreis gegenüber­ste­hen­den Erzen­gel (Michael-Raphael sowie Uriel-Gabriel) in der aus der Tabelle fol­gen­den Graphik einan­der nicht gegenüber­ste­hen, son­dern jew­eils in einem Hal­b­jahr erscheinen. Auch oben und unten zeigen sich nicht entsprechend des spon­ta­nen inneren Bildes, son­dern ent­ge­genge­set­zt. Die in der Tabelle gegebene Zuord­nung der Mantren zu den Raumes­rich­tun­gen ist deshalb nicht zufriedenstellend.

Deshalb stelle ich einen zweit­en Ver­such, die Geis­testiefen als Raumes­rich­tun­gen zu deuten, neben den ersten. Es gibt von Drehun­gen und Spiegelun­gen abge­se­hen drei Möglichkeit­en, die vier Wesens­glieder im Kreuz darzustellen. Das Ich kann dem Astralleib, dem Äther­leib oder dem physis­chen Leib gegenüber­ste­hen. Im Zusam­men­hang mit den Krisen­sprüchen und der Pyra­mide habe ich die von Rudolf Stein­er dargestellte Gegenüber­stel­lung von Ich und Astralleib ver­wen­det. Die Erzen­ge­limag­i­na­tio­nen zeigen eine Gegenüber­stel­lung von Michael (stel­lvertre­tend für das Ich) mit Raphael (stel­lvertre­tend für den Äther­leib). Ste­ht das Ich der Physis gegenüber und spiegelt sich an ihr, erken­nt sich laut Rudolf Stein­er der Men­sch als ein Selbst.

 

Die Sechs Mantren der Geis­testiefen als die sechs Raumesrichtungen

Zen­trum: Christoph Hueck, Rudolf Stein­ers Biogra­phie im Dop­pel­strom der Zeit,

DAS GOETHEANUM Nr. 32–33 · 11. August 2012 · ZUSAMMENHÄNGE

Die Zeich­nung im Zen­trum des Kreis­es stammt von Christoph Hueck und bringt ins Bild, was Rudolf Stein­er über den Dop­pel­strom der Zeit, das Ich und die physis­che Wahrnehmungswelt sagt: “Sie wer­den einen unge­heuren Licht­blitz auf Ihr ganzes See­len­leben wer­fen kön­nen, wenn Sie das eine Einzige nur voraus­set­zen: dass alles, was Begehrun­gen […] sind, einen Strom darstellen im See­len­leben, der gar nicht fließt von der Ver­gan­gen­heit in die Zukun­ft, son­dern der uns ent­ge­genkommt von der Zukun­ft, der von der Zukun­ft in die Ver­gan­gen­heit fließt. – Mit einem Male wird die ganze Summe der See­len­er­leb­nisse klar! […] Was ist dann im Moment unser See­len­leben? Es ist nichts anderes als die Begeg­nung eines Stromes aus der Ver­gan­gen­heit in die Zukun­ft, und eines Stromes, der aus der Zukun­ft in die Ver­gan­gen­heit fließt. […] Sie wer­den leicht begreifen, dass diese zwei Ströme in der Seele sel­ber zusam­menkom­men, sozusagen übere­inan­der­schla­gen. Dieses Übere­inan­der­schla­gen ist das Bewusst­sein. Es gibt keine andere Erk­lärung für das Bewusst­sein, als die eben gegebene. So nimmt also unsere Seele teil an allem, was aus der Ver­gan­gen­heit weit­er­fließt in die Zukun­ft, und an allem, was uns aus der Zukun­ft ent­ge­genkommt. Wenn Sie also in irgen­deinem Moment in Ihr See­len­leben schauen, kön­nen Sie
sagen: Da ist etwas wie eine Durch­dringung von dem, was aus der Ver­gan­gen­heit in die Zukun­ft fließt, mit dem, was aus der Zukun­ft in die Ver­gan­gen­heit fließt und sich dem ersteren ent­ge­gen­stemmt als Begehrun­gen, als Inter­essiertheit, als Wün­sche und so weit­er. Zweier­lei durch­dringt sich.”

Rudolf Stein­er fährt fort, indem er zur Waagerecht­en des dop­pel­ten Zeit­stroms die Senkrechte ergänzt, denn die dop­pelte Zeit­strö­mung beschreibt das Bewusst­sein nicht voll­ständig. Das Ich-Bewusst­sein als ein autonom tätiges Ele­ment inter­agiert aktiv ein­er­seits mit dem Strom aus der Ver­gan­gen­heit (durch bewusstes Erin­nern), ander­er­seits mit dem Strom aus der Zukun­ft (durch Beurteilen). Rudolf Stein­er sagt, man könne die Ein­wirkung des Ichs “graphisch darstellen – und die graphis­che Darstel­lung entspricht in diesem Falle voll­ständig dem Tatbe­stand –, indem wir den
Strom des Ich senkrecht auf den Strom der Zeit auf­fall­en lassen. … Sie kom­men zurecht mit den See­len­er­schei­n­un­gen, wenn Sie außer den bei­den Strö­men – dem aus der Ver­gan­gen­heit in die Zukun­ft und dem aus der Zukun­ft in die Ver­gan­gen­heit – noch eine solche Strö­mung in der men­schlichen Seele annehmen, welche senkrecht auf den bei­den andern ste­ht. Das ist die, welche dem men­schlichen Ich-Ein­schlag sel­ber entspricht.” Weit­er­hin müssen noch die Ein­drücke der Sinne berück­sichtigt wer­den: “Wenn ich nun die vierte Rich­tung zeichne, von unten nach oben, so würde ich die dem Ich ent­ge­genge­set­zt laufende Rich­tung als die Rich­tung der physis­chen Welt beze­ich­nen müssen. … Die Ein­drücke der physis­chen Welt gehen also, graphisch dargestellt, von unten nach oben und offen­baren sich in der Seele als Sin­ne­sein­drücke.” (Anthro­poso­phie, Psy­choso­phie, Pneu­matoso­phie. GA 115, Vor­trag vom 4.11.1910 S. 189 ff, S. 197 f, S. 205 f, S. 191 f, S. 206, zitiert nach Christoph Hueck, DAS GOETHEANUM Nr. 32–33 · 11. August 2012 · ZUSAMMENHÄNGE)

Die vier Mantren der Geis­testiefen in den drei Licht­sprüchen und dem Krisen­spruch ste­hen nicht in einem rechtwin­kli­gen Kreuz, weshalb die innere Zeich­nung nur näherungsweise übere­in­stimmt. Von dieser Vier­heit unter­schei­den sich die Geis­testiefen, die mit dem Wel­tenwort in Zusam­men­hang ste­hen. Hier habe ich die Raumes­rich­tun­gen Vorne-Hin­ten ergänzt, wie sie Rudolf Stein­er für die Wesens­glieder Wirkrich­tun­gen in GA 115, S. 39 angibt. Offen bleibt hier, ob es richtig ist, dass der Zukun­ft­szeit­strom von rechts, der Ver­gan­gen­heit­szeit­strom von links kommt.

Um welchen Prozess geht es im Mantra 40 o?

“Und” ist das erste Wort des Mantras 40 o. Was für ein merk­würdi­ger, jedem Deutschlehrer kor­rek­turbedürftig erscheinende Anfang! Der vorder­gründi­ge Sinn würde nicht lei­den, wenn dieses “Und” ein­fach ent­fiele! Mit “Und” fängt man nicht an, denn es set­zt etwas voraus, zu dem das Fol­gende hinzukommt. Doch am Anfang gibt es nichts, zu dem etwas hinzukom­men kön­nte – oder doch? Gibt es etwas Unaussprech­lich­es, etwas in der unsag­baren Stille, an das dieses “Und” anschließt? Etwas, das vor dem Anfang bere­its da war? Was, oder wer war vor allem Anfang bere­its da? Dieser Gedanke führt direkt zu ein­er Gottes- oder Schöpfer-Vorstellung.

Der Name Jeho­vas als Stel­lvertreter für das göt­tliche Ich des Men­schen war den Juden so heilig, dass er unaussprech­lich war. Weist dieses “Und” vielle­icht auf mein Inner­stes, auf mein Aller­heilig­stes, meine eigene Göt­tlichkeit hin? Dieses Unaussprech­liche, noch nicht vom Ver­stand ergrif­f­ene, vom Ego unbee­in­flusste, das ich im tief­sten Innern bin — schließt mich dies “Und” daran an? Rudolf Stein­er nen­nt es die Mon­ade, das Ich, den Geist. Es gilt also zu unter­schei­den die Mon­ade, meine von Ewigkeit­en angelegte Vol­lkom­men­heit und meinen gegen­wär­ti­gen Entwick­lungs­stand hin zu dieser Vol­lkom­men­heit. Auf Erden muss ich daran arbeit­en, diese Mon­ade von einem Entwurf in die Wirk­lichkeit zu ver­wan­deln. Dies ist der Impuls, eine neue Geburt anzustreben.

“Und” sagt das Mantra — nicht “Wenn”. Es weist damit auf einen Zusam­men­hang hin, der zwar nicht ursäch­lich zwin­gend, aber doch mit dem Ort der Geis­testiefen ver­bun­den ist. Ich bin in den Geis­testiefen. Es sind mehrere, obwohl doch der tief­ste Punkt ein einzel­ner ist. Durch die Mehrzahl der Geis­testiefen sind die fünf anderen im See­lenkalen­der vork­om­menden Geis­testiefen ein­be­zo­gen. Eine Tiefe weckt ein Raumge­fühl, eine Suche nach ein­er Raum­form. Diese Raum­form kön­nte ein Wür­fel sein. Er hat sechs Tiefen, sechs Flächen, auf denen er liegen kann. Gle­ichzeit­ig wird das Ich des Men­schen als Wür­fel vorgestellt — als Salz der Erde (siehe oben). Dann kann ich lesen: Und bin ich an den Orten (Geis­testiefen), von denen aus meine geistig-irdis­che Gestalt, die einem Wür­fel entspricht, ihre Bil­dung erfährt, dann ist meine irdis­che Form voll­ständig und kann ihre Erfül­lung stattfinden.

In meinen See­len­grün­den, dort, wo mein Denken, Fühlen und Wollen grün­det, find­et diese Erfül­lung statt. Was mich nun erfüllt, verbindet sich mit mein­er tief­sten seel­is­chen Grund­lage. Hier erfüllen sich meine See­len­gründe mit der Feuerkraft des Wel­tenwortes. Doch was erfüllt sich genau mit dieser Feuerkraft? Es ist der leere Wahn mein­er Eigen­heit­en. In meinen See­len­grün­den ist dieser leere Wahn vorhan­den. Er erfüllt sich mit der Feuerkraft des Wel­tenwortes. Unsere Eigen­heit­en sind die ver­schiede­nen Facetten unser­er Eigen­heit, unseres Son­der-Seins, des abge­gren­zten, zen­tri­erten Egos, des alltäglichen Ichs.

Rudolf Stein­er sagt über das Ich: „Das Ich war in der Mitte der lemurischen Zeit wie ein Loch, das in die Materie hineinge­bohrt wurde. Alle unsere Iche waren damals solche Löch­er in der Materie, die wir seit­dem aus­ge­füllt haben.” Und weit­er: “In ihm [unserem jet­zi­gen Ich] sind eine Menge von Vorstel­lun­gen und Begrif­f­en. Wenn wir die Kul­tur­welt anse­hen, so sagen wir: Aus dem Ich her­aus ist die Kul­tur­welt ent­standen. Alles das war ein­mal in einem Men­schenkopf darin­nen, es war im Ich enthal­ten. … In der Mitte der lemurischen Zeit war das Ich noch leer, da kon­nte der Men­sch noch nichts. Er lernte erst nach und nach in prim­i­tivster Weise die Welt von außen ken­nen. Sein Ich war damals wie eine hohle Seifen­blase. …. Was in sein­er Umge­bung war, das spiegelte sich immer mehr in dem zunächst leeren Ich ab. Am Ende des physis­chen Globus wer­den wir alles als Spiegel­bild in unserem Ich haben“ (bei­de Zitate GA 93a, 26 Vor­trag, 28.10.1905, S. 209f).

Das, was im Ich noch nicht mit erar­beit­eter Erken­nt­nis, mit Fähigkeit­en und Lebenser­fahrung gefüllt ist, was noch leer und bloße Kopfge­burt, was Wahn ist, das erfüllt sich mit der Feuerkraft des Wel­tenwortes. Was meinen per­sön­lichen Unzulänglichkeit­en entstammt, ver­wirk­licht sich. Doch woher stammt diese Kraft? Das erstaunt zunächst. Die Feuerkraft des Wel­tenwortes stammt aus den Liebe­wel­ten des Herzens. Es ist — trotz allem — eine Tat der Liebe.

Rudolf Stein­er sagt, dass sich im Herzen alles das sam­melt, was in einem zukün­fti­gen Erden­leben karma­bildend wirken wird: “Das richtige Bilden des Kar­mas geschieht eben erst von dem Momente an, wo das astralis­che Herz in das ätherische Herz voll ein­greift, wo sich diese zusam­men­schal­ten. Aber es ist das auch, wenn ich so sagen darf, der Organ­is­mus der Karma­bil­dung. Denn mit dem Tode wird das, was da im Men­schen konzen­tri­ert ist, was sich da zusam­mengeschlossen hat, immer mehr und mehr kos­misch und wird dann aus dem Kos­mos her­aus später beim näch­sten Erden­leben dem Men­schen wiederum ein­ver­leibt, so daß alles, was wir tun, nicht uns selb­st allein ange­ht. Son­dern es ist so, daß sich uns etwas ein­ver­leibt, was aus dem Kos­mos kommt und was auch die Ten­denz behält, nach dem Tode unsere Tat­en dem Kos­mos zu übergeben, aus dem her­aus aber sich die karmis­chen Geset­ze für die Gestal­tung unseres Kar­mas wirk­sam erweisen, so daß wir dann das­jenige, was der Kos­mos aus unseren Tat­en macht, in sein­er Wirkung wiederum ins Erden­leben here­in­tra­gen beim Beginn eines näch­sten Erden­lebens.” (Lit.: GA 212, S. 112ff)

Aus der Herzwelt meines ver­gan­genen Lebens stammt die Feuerkraft und erfüllt den leeren Wahn mein­er Eigen­heit­en mit der ver­wirk­lichen­den, erschaf­fend­en Kraft des Wel­tenwortes. Die Feuerkraft des Wel­tenwortes strömt ein in meine Leer­heit, meine wahn­hafte Eigen­heit und bringt Wahn und Eigen­heit zur Erschei­n­ung. Hier wird die begren­zte Per­sön­lichkeit des einen Erden­lebens erschaf­fen. Hier wird das Ego ver­an­lagt, das uns glauben macht, wir wären iden­tisch mit unserem Kör­p­er, wären ständig bedro­ht, müssten uns behaupten und wären getren­nt von allen anderen Lebe­we­sen. Dieses Ego bzw. die Per­sön­lichkeit beste­ht wie das Geschlecht nur für das eine Leben. Das Ich dage­gen ist der göt­tliche Funken, der von Ewigkeit an vol­lkom­men ist und sich gle­ichzeit­ig durch alle Inkar­na­tio­nen entwickelt.

Mit dem Mantra 40 o wohnen wir der Erschaf­fung eines Men­schen-Keims bei, der Erschaf­fung ein­er Per­sön­lichkeit für ein einzelnes irdis­ches Leben.  Der Ich-Sprech­er des Mantras nimmt an diesem Prozess bewusst teil, er ver­mit­telt ihn dem Leser. Dadurch zeigt sich der Ich-Sprech­er als unab­hängige Instanz, als erhaben über Eigen­heit und Wahn. Der Ich-Sprech­er ver­tritt dadurch die Per­spek­tive des durch alle Inkar­na­tio­nen gehen­den Ichs. Und dieses Ich ist in der Lage, die Schöpfer­tat des Wel­tenwortes, des Logos, zu beobacht­en, die eigene Per­sön­lichkeits­ge­burt zu bezeu­gen. Dieses Ich beschreibt im Mantra 40 o, wie das ewige Sein in die Entwick­lung, in die Zeitlichkeit eintritt.