Froschkönig Brun­nen, Foto 45/140 von MG

46 u

Die Welt, sie dro­het zu betäuben

Der Seele einge­borene Kraft;

Nun trete du, Erinnerung,

Aus Geis­testiefen leuch­t­end auf

Und stärke mir das Schauen,

Das nur durch Willenskräfte

Sich selb­st erhal­ten kann.

Aschermittwoch und die Zahl 46

Mit Ascher­mittwoch begin­nt die voröster­liche Fas­ten­zeit. In der katholis­chen und zum Teil auch in der evan­ge­lis­chen Kirche emp­fan­gen die Gläu­bi­gen ein Aschekreuz mit den Worten: „Bedenke Men­sch, dass du Staub bist und zum Staub zurück­kehrst“ (Gen 3,19 EU) (lat. „Memen­to homo, quia pul­vis es et in pul­verem rever­t­eris“) oder: „Bekehrt euch und glaubt an das Evan­geli­um“ (Mk 1,15 EU). Ascher­mittwoch ist ein Tag der Buße und der Umkehr, der Sinneswand­lung und Demut.

Das Datum von Ascher­mittwoch ist im Son­nenkalen­der (dem am Son­nen­stand ori­en­tierten Datums-Kalen­der) nicht fix­iert, son­dern richtet sich nach dem kom­menden Oster­fest. Das Oster­da­tum ergibt sich durch ein Zusam­men­spiel von Sonne und Mond und wird für jedes Jahr neu fest­ge­set­zt. Für die vor- und nachöster­liche Zeit über­lagert dadurch der Mondkalen­der den Sonnenkalender.

Das Datum von Ascher­mittwoch ergibt sich durch den Abstand zum kom­menden Oster­fest von genau 46 Tagen. Damit liegt Ascher­mittwoch stets in der siebten Woche vor Ostern. Diese, dem gle­ich­mäßig ver­laufend­en reinen Son­nen­jahr hinzuge­set­zte fremde Energie des Oster­im­puls­es zeigt sich in Ascher­mittwoch das erste Mal der Welt.

Ascher­mittwoch ist der erste Vor­bote des Oster­festes. Bei genauer­er Betra­ch­tung dieses Tages zeigt sich, dass die Wahl ger­ade dieses Tages kein Zufall sein kann. Ascher­mittwoch ist eben­so viele Tage vom kom­menden Oster­fest ent­fer­nt, wie in Wochen gezählt (ohne Anpas­sung) seit dem let­zten Oster­fest ver­gan­gen sind. Bis Ostern sind es noch 46 Tage (sechs Wochen und vier Tage [42 + 4] ein­schließlich Ascher­mittwoch). Gle­ichzeit­ig liegt Ascher­mittwoch in der Woche des Mantras 46 u, was gle­ichbe­deu­tend ist mit 46 Wochen-Schrit­ten seit dem let­zten Oster­fest, denn dort begann die Zäh­lung der Mantren. So zeigt sich, dass Ascher­mittwoch wie ein Januskopf den Vor­blick in die Zukun­ft mit der Erin­nerung an die Ver­gan­gen­heit in sich vere­inigt. Dadurch wird die dem Mittwoch immer eigene Qual­ität, eben die Mitte der Woche zu bilden, nochmals gesteigert. An jedem Mittwoch schauen wir auf drei Tage der Woche zurück und drei weit­ere Tage liegen in dieser Woche noch vor uns. Dass also Son­ntag der erste Tag der Woche — der Wochen Beginn — ist: das impliziert in der deutschen Sprache der Mittwoch. Nicht nur die Woche, auch das Oster­jahr begin­nt stets an einem Son­ntag, dem Ostersonntag.

Im Nachsin­nen über die Zahl “46” kamen mir Gedanken, die zeigen, dass auch die Zahl und ihre zwei Zif­fern das The­ma des Mantras ausdrücken.

Drei Aspek­te erscheinen mir aussagekräftig:

In der 46 vere­inen sich die Zif­fern vier und sechs. Die Vier wird immer als eine irdis­che Zahl erachtet, die Sechs als eine himm­lis­che. Als Quer­summe ergeben sie die 10, die heilige Zahl der Pythagoreer.

Als Tetrak­tys beze­ich­neten die Pythagoreer die Summe aus den Zahlen 1, 2, 3 und 4. Man nahm an, dass die Vier­heit die Zehn „erzeugt“. Sicht­bar durch die zehn Fin­ger und Grund­lage des Dez­i­mal­sys­tems bildet die Zehn eine physis­che Vol­lkom­men­heit ab. Von den Pythagoreern wurde die Zehn “heilige Zahl” genan­nt und als „etwas Vol­lkommenes“ betra­chtet. Es gab bei den Pythagoreern eine Eides­formel, die lautete: “Nein, bei dem, der unser­er Seele die Tetrak­tys übergeben hat, welche die Quelle und Wurzel der ewig strö­menden Natur enthält.”

Die Zahl 46 kann ich außer­dem in Zehn­er und Ein­er zer­legen. Dann beste­ht sie aus der 40, dem Zehn­fachen der mit der Erde ver­bun­de­nen vier. Die 40 gibt jed­er umfassenden Umwand­lung und Neuge­burt das Maß (siehe 40 o und 45 t). Es ist das Maß der Umwand­lung dessen, was ver­bor­gen war, zu dessen Neuge­burt auf Erden. Zu dieser auf die Erde, zur Erschei­n­ung führen­den 40 tritt die Sechs hinzu. Sie ist die Summe der drei “Ur-Zahlen” 1, 2 und 3 und bein­hal­tet die göt­tliche Tri­ade von Vater, Mut­ter und Kind. Auch aus­ge­hend von diesem Aspekt ist die 46 die Verbindung von irdis­ch­er Entwick­lung und himm­lis­ch­er Ursache.

Fasching, Karneval — das Spiel mit der Rolle

Der Fasching, Fas­nacht oder Karneval endet tra­di­tionell mit Ascher­mittwoch. In der Faschingszeit ist es Brauch, die Iden­tität zu wech­seln und sich zu verklei­den. Wie alt die Fas­nacht ist und aus welchem Fest sie her­vorge­gan­gen ist, weiß man nicht. Doch Vor­läufer des Karnevals sind sehr alt. In Mesopotamien wurde bere­its vor 5000 Jahren ein ähn­lich­es Fest gefeiert. Eine alt­baby­lonis­che Inschrift aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. besagt, dass unter dem Priesterkönig Gudea ein sieben­tägiges Fest nach Neu­jahr gefeiert wurde als sym­bol­is­che Hochzeit eines Gottes. Die Inschrift besagt: „Kein Getrei­de wird an diesen Tagen gemahlen. Die Sklavin ist der Her­rin gle­ichgestellt und der Sklave an seines Her­rn Seite. Die Mächtige und der Niedere sind gle­ichgeachtet.“ Die Gle­ich­heit aller Men­schen und der Rol­len­wech­sels wur­den bei diesem Fest ver­wirk­licht — so wie es auch beim Fasching als Ide­al gilt.

Die Erinnerung — ein Du — wer könnte das sein?

Im Mantra wird die Erin­nerung als Ret­tung aufgerufen. Es stellt sich die Frage, ob damit die Erin­nerungs­fähigkeit im All­ge­meinen gemeint ist, oder eine konkrete Erin­nerung, ein leuch­t­en­des Erin­nerungs­bild, das aus Geis­testiefen, aus der Vergessen­heit wieder hochge­holt wer­den kann. Wenn let­zteres zutrifft, fragt es sich, welch­es konkrete Bild hier gemeint sein kön­nte. Welch­es Erin­nerungs­bild hat die Macht, die dro­hende Betäubung der Welt abzuwen­den? Was kann die Seele von der Wahrheit des Geistes überzeu­gen, wenn die Welt, die Materie, ihr glauben machen will, dass die materielle Form des Daseins die einzige Real­ität sei? Oder anders gefragt, was wussten die Men­schen in alter Zeit, dass sie heute, über­wältigt und betäubt vom Mate­ri­al­is­mus, vergessen haben?

Zu den ältesten Darstel­lun­gen des Men­schen zählen die von Sibirien bis nach Spanien gefun­de­nen soge­nan­nten Venus­fig­uri­nen. (Den Namen Venus erhiel­ten sie einzig und allein, weil sie unbek­lei­det sind.) Es han­delt sich um nack­te weib­liche Frauen­stat­uet­ten, denen offen­sichtlich eine gemein­same Idee zugrunde liegt, weshalb die Funde von den Archäolo­gen mit einem gemein­samen Namen belegt wur­den. Für mich verkör­pert die soge­nan­nte Venus von Wil­len­dorf diese Idee am klarsten — und ich glaube, dass diese Idee die gesuchte Erin­nerung darstellt.

Venus von Wil­len­dorf, ca. 29.500 Jahre alt, Seitenansicht

Die 1908 in Öster­re­ich, in der Nähe des Ortes Wil­len­dorf gefun­dene, ca. 11 cm große Fig­ur ist knapp 30.000 Jahre alt. Sie stammt aus der Zeit vor der let­zten Eiszeit, lange bevor die Men­schen began­nen, Acker­bau und Viehzucht zu betreiben. Der kri­tis­che auf Verbesserun­gen sin­nende Ver­stand war noch nicht erwacht. Dies kleine Fig­ur birgt die Erin­nerung an einen Bewusst­sein­szu­s­tand, in dem sich die Men­schen noch eins fühlten mit allem Sein.

Die Fig­ur zeigt einen gesenk­ten Kopf mit ganz leerem Gesicht. Wed­er Augen noch Mund sind angedeutet. Die Dargestellte ist tief ver­sunken in sich, ganz hingegeben dem gegen­wär­ti­gen Moment. Sie ste­ht der Welt noch nicht urteilend gegenüber. Sie verkör­pert das reine Sein. Auch die anderen gefun­de­nen Frauen­fig­uren sind alle nackt, also unver­hüllt und recht fül­lig, zur Kugelform tendierend. Häu­fig sind sie von vorn­here­in ohne Kopf dargestellt.

Der Kör­p­er der Venus von Wil­len­dorf ist in sein­er Rund­heit so gebildet, dass ein Kreis sicht­bar wird mit dem Bauchn­abel als Mit­telpunkt. Die auf­fal­l­end dün­nen Ärm­chen liegen über den Brüsten und markieren den oberen Kreis­bo­gen, die Knie deuten den unteren an. Die ganze fül­lige Kör­per­lichkeit drückt die Idee der Kugel aus, Arme und Knie brin­gen einen Kreis zur Erschei­n­ung. Doch, welchem Kreis ver­lei­ht die Fig­ur Aus­druck? Auf welchen Kreis möchte der Kün­stler ver­weisen? Ein Kreis ist eine rein geistige Idee. Damals war das Rad als Veräußer­lichung dieser Idee noch lange nicht erfun­den. Die einzi­gen Kreise, die die Men­schen damals erleben kon­nten, waren der Hor­i­zon­tkreis, die Lichter­schei­n­ung eines Halos und der Jahreskreis. Der Jahreskreis als Zyk­lus sich wieder­holen­der Son­nen­stände und Jahreszeit­en bildet sich dabei nur im Geist ab, äußer­lich ist er in der Gle­ichzeit­igkeit aller Jahreszeit­en nie zu sehen. Trotz­dem habe ich den Ein­druck, dass der angedeutete Kreis der Venus­fig­urine den Jahres­lauf darstellt, denn ihr Köper hal­biert bzw. viertelt den Kreis, so wie wir es entsprechend unser­er Kli­ma­zone auch im Jahr, in Hal­b­jahr und Viertel­jahr kennen.

Die Brüste ste­hen für das nährende Som­mer-Hal­b­jahr, die Ober­schenkel für das Fortschritt brin­gende Win­ter-Hal­b­jahr. Durch die bei­den Brüste gliedert sich das Som­mer-Hal­b­jahr in die Viertel­jahre von Früh­ling und Som­mer, durch die Ober­schenkel wird das Win­ter-Hal­b­jahr in Herb­st und Win­ter unterteilt. Früh­ling und Som­mer sind es, die alles zur Erschei­n­ung brin­gen. Ägyp­tis­che Darstel­lun­gen zeigen den Pharao, wie er Weisheit aus den Brüsten der Isis saugt. Das Som­mer-Hal­b­jahr ste­ht für die Wahrnehmung — und aus der Wahrnehmung saugt der Men­sch die Weisheit. Im Win­ter wur­den tra­di­tionell die Kinder geboren. Da entwick­elte sich die Gemein­schaft von Gen­er­a­tion zu Gen­er­a­tion — Schritt für Schritt. Auch wir feiern im Tiefwin­ter eine Geburt — die Christ­ge­burt. Das Win­ter-Hal­b­jahr ste­ht für das Denken — das, als ein inneres Gehen von Urteil zu Urteil, dem roten Faden wie einem Weg fol­gend, erlebt wer­den kann.

Ver­ste­he ich den Jahres­lauf als den in der Venus­fig­urine angedeuteten Kreis, so macht die Fig­ur einen geisti­gen Leib, einen Zeit­en­leib sicht­bar, — den Leib ein­er großen Göttin.

 

Venus von Wil­len­dorf mit Jahreskreis

Som­mer-Hal­b­jahr rot, Win­ter-Hal­b­jahr blau

Möglicher­weise drückt sich in der Venus von Wil­len­dorf das Lebens­ge­fühl des Men­schen vor dem Beginn der neolithis­chen Rev­o­lu­tion aus. Vielle­icht fühlte sich der Men­sch damals ruhend im Zeit­en­leib dieser Mut­ter-Göt­tin. Vielle­icht fühlte er sich als ihr Erden-Kind und erlebte sich während des Früh­lings und Som­mers ihren nähren­den Brust­bere­ich durch­wan­dernd und während des Herb­stes und Win­ters in ihren Fortschritt brin­gen­den Beinen lebend. In diesem göt­tlichen Zeit­en­leib kon­nte er sich gebor­gen erleben, solange sein Kopf­be­wusst­sein schlief – so lange er kein zweifel­ndes, tren­nen­des, kri­tis­ches und auf Verbesserun­gen sin­nen­des, sich den Erschei­n­un­gen gegenüber­stel­len­des Denken entwickelte.

Auch wir Men­schen der Gegen­wart kön­nen dieses Lebens­ge­fühl in uns her­vor­rufen. Den Jahres­lauf gibt es nach wie vor. Er nimmt von ganz alleine das Bild des Kreis­es an. Wir kön­nen ihn als geisti­gen Leib erleben, als Zeit­en­leib der großen weib­lichen Göt­tin, die alles Leben her­vor­bringt. Sie trägt uns tat­säch­lich in ihrem Leib, wie alle anderen Lebe­we­sen auch. Nie­mand kann aus dem Strom der Zeit her­aus­fall­en, nie­mand kann gestern oder let­ztes Jahr leben. So gese­hen sind wir ihr Kind und stets mit ihr vere­int, ob wir davon Ken­nt­nis nehmen oder nicht. Sich im Zeit­en­leib der großen Göt­tin zu erleben erfordert lediglich, den kri­tis­chen Kopf zum Schweigen zu brin­gen, den Tren­nung und Dis­tanz erschaf­fend­en Ver­stand schlafen zu lassen.

Den Jahres­lauf als Leib eines mächti­gen geisti­gen Wesens zu erleben, ist für mein Dafürhal­ten die mys­tis­che Begeg­nung mit der im Mantra angerufe­nen Erin­nerung, die uns von der Betäubung durch die materielle Welt erret­ten kann. Diese Erin­nerung hat eine gewaltige Kraft. Die Zeit ist unbe­stre­it­bar beobacht­bar, wenn auch für kreatür­liche Augen unsicht­bar. Den Jahres­lauf als Kreis­lauf zu erken­nen ist eine Leis­tung des Denkens. Der Jahreskreis ist eine geistige Erken­nt­nis. Erhalte ich die Erin­nerung an das Eins­sein mit der Großen Göt­tin aufrecht, kann die Welt mein Bewusst­sein für das Unsicht­bare und damit für mich selb­st als geistiges Wesen nicht mehr betäuben.

Diese weib­liche große Göt­tin hat­te im Laufe der Geschichte viele Namen. Von der ägyp­tis­chen Göt­tin Isis verkün­det eine Inschrift am Tem­pel zu Sais, dass sie die Ver­gan­gen­heit, die Gegen­wart und die Zukun­ft — also die Zeit sei. Sie ist auch die Maria auf der Mond­sichel, die im Jahres­lauf erscheint, und die Sophia, des Gottes Weisheit. Der Wan­del des men­schlichen Bewusst­seins zeigt sich für die große Göt­tin, indem sie im Jahreskreis in neuer Aus­rich­tung erscheint. Die Venus von Wil­len­dorf legt den Kreis mit dem Som­mer-Hal­b­jahr oben und dem Win­ter-Hal­b­jahr unten nahe. Isis und Maria auf der Mond­sichel erscheinen dage­gen im Ei mit der Mond­sichel der Osterzeit unten, der Michaelizeit oben.

Embryologie

Nach der Empfäng­nis im Mantra 45 t fol­gt mit dem Mantra 46 u die erste Stufe der Embry­ona­len­twick­lung. Jaap van der Wal, ein hol­ländis­ch­er Embry­ologe beschreibt: „Der Embryo erzählt das drama­tis­che Ereig­nis vom Men­schw­er­den. Das größte Geheim­nis des Men­schen aber ist, dass er die Eigen­schaft besitzt Embryo zu SEIN und zu BLEIBEN. Darin unter­schei­det er sich ganz wesentlich von den Tieren. Wir tra­gen eine einzi­gar­tige Fähigkeit in uns, die wir unserem Embryo-Sein ver­danken“ (Embryoso­phie-Schlüs­sel zum Geheim­nis Mensch).

In vier Sta­di­en, die sich in ihren Wach­s­tums­gesten deut­lich unter­schei­den, geht die Embry­ona­len­twick­lung durch die vier den Natur­re­ichen innewohnen­den Bilde­prinzip­i­en. Die Onto­ge­nese fol­gt der Phy­lo­ge­nese. Das Indi­vidu­um wieder­holt die Entwick­lung sein­er Art. Zunächst ist es das Bilde­prinzip des Min­er­al­re­ichs, dann des Pflanzen­re­ichs, dann des Tier­re­ichs und schließlich des Men­schen­re­ichs, das die Gestal­tung des wer­den­den Embryos leitet.

Der Durch­gang durch diese vier Bilde­prinzip­i­en ist in den Sprüchen abgebildet:

46 u – Min­er­al­re­ich                           48 w — Tierreich

47 v – Pflanzen­re­ich                           49 x — Menschenreich

Die Stufe des Min­er­al­re­ichs dauert für alle höheren Tiere etwa eine Woche, auch wenn die Dauer der Schwanger­schaften deut­lich vari­ieren. Obwohl Zeich­nun­gen eine Größen­zu­nahme durch die Zell­teilun­gen der befruchteten Eizelle sug­gerieren, find­et in der ersten Woche kein Wach­s­tum statt. Jaap van der Wal beschreibt diese Stufe so: „Es ist kennze­ich­nend für diese Phase, dass alle Zell­teilun­gen inner­halb der Phy­to­plas­ma-Masse der Zygote (befruchtete Eizelle) stat­tfind­en. Das drückt sich in dem Wort Furchung­steilun­gen aus … Es find­et noch kein Wach­s­tum statt, welch­es andern­falls für einen leben­den Organ­is­mus so kennze­ich­nend ist. …

Die Zygote ist nicht (nur) eine Zelle, son­dern ein Organ­is­mus, der aus ein­er Zelle beste­ht. Die Moru­la und die Blas­tu­la sind die hier­auf fol­gen­den Man­i­fes­ta­tio­nen dieses leben­den Organ­is­mus, den der men­schliche Embryo (bzw. Kör­p­er) darstellt. Es ist ein leben­der Organ­is­mus, der jedoch mehr und mehr soge­nan­nte Tode­sanze­ichen vor­weist. Kön­nen wir hier die Ten­denz des Min­er­als erken­nen? Die Tat­sache, dass diese Phase sowohl bei Säugetieren wie auch beim Men­schen immer eine Woche dauert, unter­stützt diesen Stand­punkt [der Stufe des Min­er­al­re­ichs]. … All dies verdeut­licht, dass während dieser ersten Woche die Zeit noch nicht existiert. … Es scheint, als ob dieser Phase, während welch­er der Embryo wie ein <Raum­schiff> umhertreibt, das Leben voren­thal­ten ist wie dem Min­er­al. … Und ist dieses Unterteilen in iden­tis­che Teilchen, diese ständi­ge Wieder­hol­ung, nicht eine typ­is­che Eigen­schaft des Min­er­als? … die Moru­la [zeigt] die Gebärde des <Kristalls> …; sie hat Min­er­alcharak­ter, insofern sie wie ein Punkt im Raum erscheint, wie ein Teilchen, das sich wiederholt. …

Wenn wir diese Gebär­den­sprache richtig lesen, ist es plau­si­bel, dass der Augen­blick der Nida­tion einen Abbruch darstellt. Schließlich muss etwas Neues geschehen, wenn es weit­er gehen soll. Diesen Abbruch kön­nten wir mit der Kluft ver­gle­ichen, die zwis­chen tot und lebendig jew­eilig bei dem Min­er­al und der Pflanze beste­ht …“ (Jaap van der Wal, Dynamis­che Mor­pholo­gie und Embry­olo­gie, Skript der Osteopathie Schule Deutsch­land, S. 84ff).

Was rettet aus der drohenden Gefahr im Mantra 46 u?

Das Mantra 46 u ist ein­er von vier Krisen­sprüchen. Hier wird eine uns allen gut bekan­nte Sit­u­a­tion geschildert. Die Welt dro­ht uns zu betäuben. Die Sinne liefern uns allen­thal­ben Ablenkun­gen, weck­en Begehrlichkeit­en und führen in Ver­suchung etwas zu tun, was der inneren Stimme wider­spricht. Die Welt mit all ihren Sin­nes­reizen, Sehn­suchts-Objek­ten, Gefahren und ihrer zwin­gen­den Real­itäts-Macht dro­ht die Seele zu betäuben. Jeden Tag wird der Men­sch hun­dert­fach her­aus­ge­fordert von der Welt, sei es über den Bedarf zu essen oder Zeit mit nut­zlosen Ablenkun­gen zu ver­schwen­den. Die feine Stimme der eige­nen Seele wird leicht übertönt!  Das Sicht­bare, Physis­che besitzt weit mehr Überzeu­gungs­macht, als Seel­isch-Geistiges. Wie leicht glaubt der Men­sch, sein Kör­p­er zu sein und mit dem Kör­p­er zu ster­ben. Er fürchtet den Tod als das Ende, weil er sein geistiges Sein nicht mit eben­solch­er Selb­stver­ständlichkeit begreifen kann wie den Kör­p­er. Der Kör­p­er ist da, doch Seele und Geist lassen sich nicht beweisen. Und für viele Men­schen sind Seele und Geist Funk­tio­nen des Kör­pers ohne eigen­ständi­ge Existenz.

Es gibt eine Kraft der Seele, die einge­boren ist, die hineinge­boren ist in dieses Leben und in diesen Kör­p­er. So wie sie mit der Geburt hineinge­zo­gen ist in den Kör­p­er, wird sie im Tod wieder hin­ausziehen. Sie ist die aus dem Geist stam­mende Kraft der Seele, die wir als unsere innere Stimme wahrnehmen. Sie kann betäubt wer­den, doch sie bleibt vorhan­den. Die „Welt“ kann bewirken, dass die zarte See­len­stimme übertönt wird. Dann fühlen wir uns im Leben ori­en­tierungs­los und spüren eine innere Leere, wir haben uns sel­ber ver­loren. Wer sich nun auf die Suche macht, die Betäubung über­windet, find­et sich als geistiges Wesen.

Im Mantra klingt dieser Prozess etwas anders. Hier ist es die Erin­nerung, die zur Ret­tung aufgerufen wird. Die Erin­nerung soll aus Geis­testiefen leuch­t­end auftreten. Damit ist das Erleb­nis beschrieben, das man haben kann, wenn einem ein konkretes Erin­nerungs­bild wieder ein­fällt. Es leuchtet auf im Bewusst­sein, nach­dem es aus dem Unter­be­wusst­sein wieder aufgestiegen ist. Ich habe deshalb den Ein­druck, dass es sich hier nicht um die Fähigkeit der Erin­nerung han­delt, son­dern tat­säch­lich um eine konkrete Erin­nerung. Welche indi­vidu­elle und gle­ichzeit­ig men­schheitliche Erin­nerung dies sein kön­nte, habe ich oben beschrieben.

Die Erin­nerung wird als ein “Du” ange­sprochen. Diese Per­son­lal­isierung stützt die Annahme, mit dem Erin­nerungs­bild einem geisti­gen Wesen gegenüber zu ste­hen. Gemeint ist daher das Wieder­be­wusst­wer­den des Jahreskreis­es als Leib der großen Göt­tin, der großen Mut­ter. Und dieses Bewusst­sein stärkt das Schauen. Der Jahreskreis wird dadurch zum Ver­mit­tler ein­er Wesens­begeg­nung mit der göt­tlich-weib­lichen, her­vor­brin­gen­den Kraft. Als Sophia ist sie die Weisheit sel­ber, durch die alle Wesen gebildet wor­den sind. Sie ist auch die Quelle, aus der alle weise Wel­terken­nt­nis des Men­schen fließt. Aus der Ur-Imag­i­na­tion des Jahreskreis­es als unser­er geisti­gen Mut­ter fließen auch alle anderen imag­i­na­tiv­en und inspi­ra­tiv­en Erken­nt­nisse über die wahre Natur des Men­schen und der Welt — sofern es gelingt, sie dort her­auszule­sen, herauszusaugen.

In der valen­tini­an­is­chen Gno­sis, ein­er Weisheit­slehre des Urchris­ten­tums wird gesagt, dass Sophia sich teilte in eine obere und eine untere Sophia. “Durch den Fall der Sophia bzw. durch die Auss­chei­dung der unteren Sophia, der Achamoth, aus dem Plero­ma (Fülle der himm­lis­chen Heer­scharen) entste­ht eine Welt der Fin­ster­n­is und des Chaos. Weil die Sophia ohne die liebende Umar­mung ihres Gat­ten (Thele­tos) von der lei­den­schaftlichen Erre­gung ergrif­f­en wor­den war, brachte sie eine form­lose, ungestal­tete Fehlge­burt her­vor — und daraus ent­stand die Materie.” (Anthrowiki.at, Thele­tos) Ich deute diese Aus­sage so, dass das Ver­ständ­nis des Jahres­laufes mit der Zeit für die Men­schen ein mech­a­nis­ches, totes wurde, wodurch die Sophia fiel. Doch Rudolf Stein­er spricht davon, dass sie wiederge­won­nen wer­den kann. Die Mantren des See­lenkalen­ders ver­ste­he ich als einen Weg zu ihr.

Nur durch Wil­len­skräfte kann das Schauen sich selb­st erhal­ten. Erkenne ich im Jahreskreis den Zeit­en­leib der großen Göt­tin, begeg­ne ich in ihr einem göt­tlichen Wesen, so anerkenne ich auch mich als einen Erken­nen­den, als ein ursprünglich geistiges Wesen. Dadurch ist die aufgerufene Erin­nerung auch die Erin­nerung an mein leuch­t­en­des geistiges Sein vor der Empfäng­nis. Kann ich mich als dieses Sein erken­nen, habe ich mir die Möglichkeit der geisti­gen Schau erhal­ten. Diese Sicht auf die Welt muss gewollt wer­den, denn die Welt ver­sucht beständig, die Wahrnehmungsmöglichkeit des Geisti­gen zu betäuben.

Aus der Beschrei­bung des Ein­wei­hungsvor­gangs durch Rudolf Stein­er scheint mir fol­gen­des hier erhel­lend: „Malen Sie sich dieses Erleb­nis aus, dann haben Sie den Moment, der im Mys­te­rien­we­sen aller Zeit­en beze­ich­net wird als <Her­an­schre­it­en bis an die Pforte des Todes>. Denn man weiß nun­mehr, was es heißt: die Welt wird einem genom­men, das heißt, die Welt aller Ein­drücke. Und man weiß, dass man ja nichts ist in diesem Moment als diese Ein­drücke, denn im Grunde genom­men gibt es nichts anderes als diese Erleb­nisse, als innere Ein­drücke. In dem Augen­blick, da der Men­sch ein­schläft – wo ihm alle Ein­drücke genom­men wer­den -, kommt er im nor­malen Leben auch in die Bewusst­losigkeit, das heißt, er lebt in seinen Ein­drück­en. Nun über­windet er diese Ein­drücke des gewöhn­lichen Lebens, er weiß, er ist so weit gekom­men, dass er durch alle Dinge durch­se­hen kann; aber eine neue Welt wird ihm in diesem Moment genom­men. Wir wer­den über diesen Punkt noch genauer zu sprechen haben, wir wollen nur zunächst noch deut­lich­er machen, was mit den angedeuteten Aus­drück­en gemeint ist.

Es gibt nun keine andere Ret­tung gegenüber dem notwendi­gen Ste­hen­bleiben, gegen das notwendi­ge Nichtweit­erkom­men, als die Aus­bil­dung seines Inneren – bevor man zu diesem Augen­blicke kommt – so weit zu brin­gen, dass man das Einzige nun mit­nehmen kann, was über­haupt durch­bring­bar ist durch jenen Punkt, bis zu dem man gekom­men ist. Man muss bis zu dem Punkt kom­men, wo einem eigentlich die Außen­welt alle Macht ver­sagt, und muss es in seinem Inneren so weit gebracht haben, dass man in diesem Momente durch Trainierung seines Selb­stver­trauens, durch Trainierung sein­er Selb­st­sicher­heit und sein­er Geis­tes­ge­gen­wart und ander­er inner­lich­er Tugen­den — <Tugen­den> jet­zt als Tüchtigkeit­en gemeint – innere Kraft, innere Energie hat, so dass man in dem Augen­blick, wo einem die Welt genom­men wird, einen Über­schuss von inner­er Energie zur Ver­fü­gung hat“ (GA 144, 1. Vor­trag 3.2.1913, S. 23f).

Möglicher­weise ist mit den Wil­len­skräften im Mantra dieser Energieüber­schuss gemeint, durch den das Schauen sich nur selb­st erhal­ten kann. Die “Welt” im Mantra, die Stufe der Physis in der Embry­ona­len­twick­lung und die Begeg­nung mit der “Pforte des Todes” während der Ein­wei­hung gehören als drei Facetten der materiellen Welt zusammen.