Die Licht-Gegensprüche 5 E und 31 e

5 E

Im Lichte, das aus Geistestiefen

Im Raume frucht­bar webend

Der Göt­ter Schaf­fen offenbart:

In ihm erscheint der Seele Wesen

Geweit­et zu dem Weltensein

Und aufer­standen

Aus enger Selb­s­theit Innenmacht.

31 e

Das Licht aus Geistestiefen,

Nach außen strebt es sonnenhaft:

Es wird zur Lebenswillenskraft

Und leuchtet in der Sinne Dumpfheit,

Um Kräfte zu entbinden,

Die Schaf­fens­mächte aus Seelentrieben

Im Men­schen­werke reifen lassen.

Die Eurythmieformen zu den Lichtspruch-Mantren 5 E und 31 e

Über den Buchstaben “E”

Das E ist im Alpha­bet der zweite Vokal und der fün­fte Buch­stabe. Da die Fün­fzahl im Beson­deren mit dem Men­schen zu tun hat, kön­nte man sagen, dass mit dem E das Men­schen­we­sen in ein­er ersten Vol­len­dung erscheint. 

Wie die Graphik zeigt, lassen sich diese ersten fünf Buch­staben (im Uhrzeigersinn) so um den Fün­f­stern anord­nen, dass eine bemerkenswerte Sym­me­trie entste­ht. Die Vokale A und E ste­hen an den “Füßen”, die bei­den weichen Stoßlaute B und D an den “Hän­den” und das C, das sowohl Stoßlaut (CK) als auch Blase­laut (CH und S‑ähnlich) sein kann, ste­ht am “Kopf”. Das C, so sagt Rudolf Stein­er, ist die Aufrichtekraft des kleinen Kindes, die Leichte-Kraft aus der Über­win­dung der Materie. Es ist die Kraft, die den “Kopf” hebt.

Der keltische Name des E ist ‘eadh’, die Espe, auch bekan­nt als Zit­ter­pap­pel. Ihre Blät­ter bewe­gen sich schon beim kle­in­sten Windzug inten­siv. Die rundlichen Blät­ter drehen sich dabei an ihren rel­a­tiv lan­gen Stie­len hin und her, sodass der hohe, schlanke Baum nervös zu vib­ri­eren scheint.

Obwohl bei tief­er­er Nach­forschung einige Ver­wirrung zum Vorschein kommt, möchte ich einen Gedanken an den Aspekt anschließen, den Ernst Moll (Die Sprache der Laute, S. 121) ver­mit­telt. In keltischen Ogham Alpha­bet bedeutet die Ulme, ‘Ailm’ das A. Dieser Baum ist den alten Kel­ten der Repräsen­tant des Pflanzen­re­ich­es als Ganzes, der Ätherkraft (Ernst Moll, die Sprache der Laute, S. 64 — im Inter­net find­et sich für Ailm allerd­ings die Kiefer, deren Nadeln den für das A typ­is­chen Winkel bilden). Das E wird dage­gen irisch als ‘Eadh’, als Espe (Zit­ter­pap­pel) erlebt. Mit ihren nervös im Wind flat­tern­den Blät­tern ver­bildlicht sie den Astralleib. Rudolf Stein­er sagt: “Wenn Sie die ganze Pflanzen­welt studieren, wie sich Form neben Form stellt, so haben Sie ein äußeres Bild, ein auseinan­der gefächertes Bild desjeni­gen, was zusam­menge­zo­gen ist im men­schlichen astralis­chen Leibe. Lesen Sie die deutsche Mytholo­gie, und Sie sehen, wie das erste Men­schengeschlecht gewon­nen wird aus Espe und Ulme.” (GA 167, zitiert aus Ernst Moll, die Sprache der Laute, S. 121) (Anmerkung: in der gegen­wär­ti­gen Aus­gabe von GA 167 ste­ht Esche und Ulme. Doch im Zyk­len­druck von 1920 und auch im Stenogramm von Helene Finckh ist Espe und Ulme zu lesen. Ob Rudolf Stein­er dies im Vor­trag so gesagt hat, wil­lentlich oder verse­hentlich, oder ob es sich um einen Hör- oder Tran­skrip­tions­fehler seit­ens der Stenografin han­delt, ist ret­ro­spek­tiv nicht mehr zu klären.)

In der Wölus­pa (Lied in der Edda, der nordisch-ger­man­is­chen Mytholo­gie) wird geschildert, wie drei Göt­ter zwei Bäume am Ufer find­en, Ask und Embla. Die bei­den Bäume, wer­den von den Göt­tern mit Seele, Sinn und Blut begabt und dadurch zu Men­schen. Embla wird als Ulme ver­standen, auch wenn die Worther­leitung nicht sich­er ist. Ask bedeutet Esche, doch Rudolf Stein­er spricht in der obi­gen Wieder­gabe von der Espe. Im Fol­gen­den gehe ich davon aus, dass Rudolf Stein­er tat­säch­lich die Espe, die Zit­ter­pap­pel, meinte, denn dieser Baum zeigt die Erreg­barkeit des Astralleibs. Außer­dem bilden Espe und Ulme einen sprechen­den Kon­trast. Die Ulme wächst bre­it aus­ladend, rundlich, die Espe schlank und hoch. Da auch Esche mit E begin­nt, sind die hier an den Laut anschließen­den Über­legun­gen in jedem Fall zutreffend.

Ask (Espe — E) ist also der nordis­che Adam, der Astral­men­sch, der Ner­ven-Sin­nes­men­sch, der erzit­tert wie Espen­laub im Erleben der Gewalt göt­tlich­er Kräfte. Rudolf Stein­er sagt über den Astralleib: “Es bildet sich ab das­jenige, was der astralis­che Leib ist, im Ner­ven­sys­tem.” (GA 121 in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 121) Und über die Laute E und I sagt er: “Die I und E kom­men den Ner­ven­men­schen ganz von selb­st auf die Zunge. … Man kann studieren, wie bei ruhi­gen und in sich gefes­tigten Men­schen­völk­ern das A und O, bei nervösen das E und I über­wiegen.” (GA 169 in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 122)

Embla (Ulme — A, Ailm bei den Irokel­ten) ist die nordis­che Eva, der Äther­men­sch. Die Äther­charak­ter­is­tik zeigt sich an der Ulme wie fol­gt. Sie wächst gerne in Wassernähe an son­ni­gen Stan­dorten. In Griechen­land war sie Her­mes gewei­ht, dem Gott der Händler, Kau­fleute, Ärzte und Diebe. In Eng­land und Frankre­ich war die Ulme im Mit­te­lal­ter gesuchter Schutzbaum für poli­tis­che Unterre­dun­gen. Auch ihre Blät­ter zeigen die beson­dere Wirk­samkeit der Ätherkräfte. Kein Baum weist eine so große Form- und Größen­var­i­anz der Blät­ter auf, wie die Ulme. (Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 65)

Es gibt von Rudolf Stein­er auch eine Zuord­nung der Vokale zu den Plan­eten. Hier ste­hen A und E eben­so für das Weib­liche-Männliche: A ist der Venus-Vokal, also weib­lich und E ist der Mars-Vokal, also männlich. Die Kon­so­nan­ten B und D kön­nen wie eine Bekräf­ti­gung dieser Geschlecht­szuord­nung ange­se­hen wer­den. Das B ist hüllebildend, sein Baum ist im irischen Alpha­bet die Birke. Das B hat weib­lichen Charak­ter. Das D deutet und richtet die Aufmerk­samkeit, es strahlt zu einem Ziel. Sein Baum ist die Eiche, sein Charak­ter ist männlich. Das C ist Coll, die Hasel­nuss, die Herz-Nuss und deutet auf das echte Begreifen mit dem Herzen, das Erheben der intellek­tuellen Begriffe.

Die “weib­liche” und “männliche” Seite des Alpha­bets und die bei­den Men­schen-Bäume der Edda vor dem Hin­ter­grund des Seelenkalenders

Drückt sich im A die staunende Hingabe, das Eins-sein mit allem aus, so im E das sich Abgren­zen und ehrfürchtige Gegenübertreten. Rudolf Stein­er sagt: “Das E ist ein Laut, der immer eigentlich die Men­schen außeror­dentlich inter­essiert hat. Bei dem A eröff­nen wir uns bewun­dernd der Welt. Wir lassen die Welt an uns her­ankom­men. Wenn wir E empfind­en, lassen wir die Welt nicht ein­fach an uns her­ankom­men, son­dern wir set­zen uns schon etwas zur Wehr, wir stellen uns der Welt gegenüber. Die Welt ist da, und wir stellen uns der Welt gegenüber hin. Daher ist das E darin­nen beste­hend, dass wir uns sel­ber berühren [durch eine Kreuzung der Glied­maßen in der Eury­th­mie, A.F.].” (GA 279 in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 108) Das E ist das Erleben des ‘Selb­st’.

Im alten slaw­is­chen Alpha­bet wurde das E als ‘estj’ (sprich jéstj), genan­nt, was bedeutet ‘es ist, es existiert’. Hier wird das E erlebt als das Gewor­dene, das ‘F‑este’, dem der Men­sch gegenüber­ste­ht, das sich von ihm unter­schei­det. Im Deutschen zeigt sich dieser Aspekt in der Vor­silbe ‘ge-’ der Per­fek­t­bil­dung. Der Men­sch schaut zurück auf das Ver­gan­gene. Aus ’sehen’ wird ‘gese­hen’ und aus ‘bauen’ wird ‘gebaut’.

Im E kommt zum Aus­druck, dass das nach Außen tönende Innere sich unter­schei­det von der Umwelt. Diese Umwelt hat auf das Innere eingewirkt, es ist etwas geschehen, das auch schmerzhaft gewe­sen sein kann, das weh getan hat. “Das E ist ein ‘Ende’ … Man kann das E nur erleben, wenn etwas geschehen ist.” (Rudolf Stein­er, GA 279). Es ist das Echo der Seele. Das E bein­hal­tet deshalb zum einen das Erleb­nis des Seien­den, der Erde, des Fes­ten, zum anderen das sich Behaupten, das sich Stark­machen gegen dieses, was nicht Ich ist. Hier liegt der Ursprung der kämpferischen Marskraft im E. “Über­all, wo ein E auftritt, hat man das­jenige, was ich etwa beze­ich­nen möchte: das hat mir etwas getan, das ich spüre. … Im E wird man von etwas berührt, und man behauptet sich dage­gen.” (Rudolf Stein­er, GA 279 in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, 108) Das Schw­ert, der Degen, der Speer, das Mess­er sind Worte, in denen der E‑Aspekt des sich Wehrens und Versehrens her­vor­tritt. Das E sagt “nee”, es ist der Vokal des ‘gegen’ und des ‘Begeg­nens’, der ‘Fehde’ und ‘Feme’. (Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 119)

Selb­st­be­haup­tung führt zur Erstarkung des ‘Wesens’, auf Latein ‘ens’ und ‘essen­tia’. Und auch der Schutz dieses eige­nen Wesens gehört deshalb zum E Erleb­nis. Rudolf Stein­er beschreibt es so: “Sie wollen sich aufrecht erhal­ten gegenüber der Umge­bung. … sich gegen Kälte schützen durch ein schützen­des Kleid. Da erhöhen Sie die Inten­sität Ihres Daseins. Und dieses: ein Anderes empfind­en und sich dage­gen wehren, das Auf-sich-selb­st-Stellen gegen ein Anderes, das ist im E.” (GA 278 in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 112)

Indem man sich im E behauptet und schützt, ist das E dem A Erleb­nis ent­ge­genge­set­zt. Rudolf Stein­er sagt: “Was liegt in diesem Erleb­nis? In diesem Erleb­nis liegt eigentlich das Ent­ge­genge­set­zte des A‑Erlebnisses. Das A‑Erlebnis erlebt den Men­schen aus dem Kos­mos her­aus. Das A ist der ‘Anfang’ … Das E‑Erlebnis hat schon etwas hin­ter sich. Es ist etwas geschehen, und das Nach­sta­di­um des Geschehens erlebt man in der Gebärde. Das E ist ein ‘Ende’ … Man kann das E nur erleben, wenn etwas geschehen ist.” (GA 279 in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 108)

Die Urmut­ter der Men­schheit, die belebte ‘Erde’ wird in der jüdisch-christlichen Über­liefer­ung ‘Eva’, das ‘Leben’ genan­nt. Im Mag­nifikat (Luk 1,46–55) wird Maria mit der ent­ge­genge­set­zten Laut­folge gegrüßt. Rudolf Stein­er sagt: “Wenn jemand irgend ein Wesen beze­ich­net mit dem Worte Eva, und er will nun etwas anderes aus­drück­en, etwas, das sich zu diesem Worte ver­hält wie das Geistige zum Sinnlichen — dann kön­nte er dazu das Spiegel­bild von Eva anwen­den: Ave. Diese Sil­ben für den Gruß der Maria sind in der Tat in ihrer Laut­folge das­jenige, was im men­schlichen Organ­is­mus das Gegen­teil bewirkt, wie das Wort Eva. Hier find­en Sie auch die Gründe für eine andere Umkehrung von E‑v-a. Set­zt man vor Ave ein J, dann hat man Jave. Alle Beziehun­gen zwis­chen Jahve und Eva kann der, welch­er in den Laut ein­dringt, hier erken­nen, wenn er zu höheren Erken­nt­nis­sen fortschre­it­et.” (GA 115 in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 111) Ver­ste­he ich Eva als das Belebende, so kön­nte Ave das Vergeisti­gende bedeuten. Im Wort E‑v-a wird der Prozess vom E‑Ende über den Blase­laut zum A‑Anfang geführt, zum Ursprung zurück. Der Gruß des Engels führt den A‑Anfang dage­gen über den Blase­laut zum E‑Ende, zum Ziel. Das J ist ein kon­so­nan­tis­ches I, also ein von außen, ein objek­tiv erlebtes Ich. Jahve zeigt sich dadurch als die Kraft, die ich­be­wusst die Entwick­lung vom Anfang an bis zu ihrem Ziel führt.

Wird mehr auf das Innere geschaut, so sagt Rudolf Stein­er, ist es das Erleben: “Geistiges geschieht in ihm.” (GA 279) Hier ist es der Vokal des Zarten und Feinen, der ‘Fed­er’, der ‘Feen’ und der ‘Seele’, der ‘Engel’ und des reinen ‘Schnees’. Im Inneren ist das eigene ‘Leben’, das dem ruhi­gen ‘See’ oder dem bewegten ‘Meer’ gle­icht. “Beim E, da ist eigentlich das vorhan­den, dass der Men­sch sich inner­lich fassen will, sich inner­lich zusam­men­ziehen will. Daher ja auch in der Eury­th­mie das Berühren sein­er selb­st, dieses Gewahrw­er­den sein­er selb­st.” (Rudolf Stein­er, GA 315)

Die Berührung sein­er selb­st ist gle­ichzeit­ig eine Überkreuzung. Zwei gekreuzte und mit rotem Band ver­bun­dene Stäbe sym­bol­isieren im Ehe­sakra­ment der Chris­tenge­mein­schaft die Verbindung der Gegen­sätze — die ‘Ehe’. Im See­lenkalen­der find­et sich diese Überkreuzung in den bei­den Licht­strahlen wieder, im Licht aus Geis­testiefen, das in den Mantren 31 e und 5 E strahlt und damit eine Lich­tachse bildet. Die andere Lich­tachse wird durch die Mantren 22 V und 48 w gebildet. Diese nenne ich die gebroch­ene Lich­tachse, da diese bei­den Licht­sprüche nicht den gle­ichen Buch­staben tra­gen und ihr Licht auch nicht aus der gle­ichen Quelle kommt.

Die Licht­sprüche 31 e — 5 E und 22 V — 48 w bilden ein X‑förmiges Kreuz

In der katholisch-christlichen Tra­di­tion find­et sich dieses Kreuz in den bei­den bren­nen­den, gekreuzten Kerzen des Bla­siussegens kurz nach Lichtmess (2. Feb­ru­ar) wieder. Der Bla­siussegen soll Schutz vor Hal­skrankheit­en spenden. Lichtmess entspricht der Woche 44 s, wenn nach Wei­h­nacht­en die Wochen weit­ergezählt wer­den. Gle­ichzeit­ig gehört das Mantra 44 s zur datum­sun­ab­hängi­gen voröster­lichen Zeit, zum Mond im Jahr, und wird durch den Abstand zum Oster­fest bes­timmt. Damit weist der Bla­siussegen auf die “Ehe” von öster­lich­er “Mond-Zeit” und datumsab­hängiger “Son­nen-Zeit”.

Der heilige Bla­sius erteilt den Bla­siussegens, Altar­bild von 1740

Auch die Sto­la der Priester wird häu­fig gekreuzt getra­gen. Sie stammt von der römis­chen Beamten­klei­dung, doch verdeut­licht sie gle­ichzeit­ig das leichte “Joch” von Jesus-Chris­tus. Wer sie trägt, hat Christi Joch auf sich genom­men und zieht seinen Wagen.

Im gotis­chen Alpha­bet wurde das E ‘Eyz’, das ‘Pferd’ genan­nt, eigentlich ‘aihvus’ (ai ist e). Der angel­säch­sis­che und heute gebräuch­liche Name der Rune mit gle­ich­er Bedeu­tung ist ‘ehu’. Den Ger­ma­nen war das E das Pferd, Bild der instink­tiv­en Ver­standeskräfte. Das Pferd war ein heiliges Tier und Genosse von Göt­tern und Helden. Im Pferd, speziell im Zen­taur, der halb Pferd halb Men­sch war, wurde die unbe­wusste Kraft des sich gegenüber­stel­len­den Ver­standes gese­hen. Rudolf Stein­er erk­lärt, wie etwas vor dem Men­schen ste­hen muss, damit es im Bewusst­sein widerge­spiegelt erscheint: “Bewussthaftes entwick­eln für Wesen des Erden­haften heißt: wider­spiegeln in innerem Erleben, was um sie herum vorg­ing.” (GA 122 in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 114) Der oben erwäh­nte Aspekt des sich Wehrens, der zum E gehört und das Gegenüber­ste­hende des Ver­standes macht das Pferd zum Kriegsross. Die Archäolo­gin Mar­i­ja Gimbu­tas stellt dar, dass der Kampf zusam­men mit dem Pferd durch die berit­te­nen Kur­gan­völk­er aus Südrus­s­land nach Europa kam. Ab 4300 v. Chr. drangen diese Hirten­völk­er in das von Acker­bau geprägte Europa ein und verän­derten die Kul­tur nach­haltig. Wurde vorher eine aus sich selb­st sich erneuernde große Mut­ter verehrt, so schenk­te danach das Berühren der Beilk­linge des männlichen Don­ner­gottes Frucht­barkeit (Mar­i­ja Gimbu­tas, Die Zivil­i­sa­tion der Göt­tin, S. 400f)

Rudolf Stein­er beschreibt aus der baby­lonis­chen Mytholo­gie einen Göt­terkampf, als das Bewusst­sein der Men­schen sich aus der Allver­bun­den­heit löste: “Da aber trat in die Welt ein ein mächtiges Wesen: Ea. Wer heute noch Laute fühlt, der fühlt in dem Zusam­men­klang von E und A den Hin­weis auf jenes mächtige Wesen, das dem Men­schen hil­fre­ich im Sinne dieser alten Mys­te­rien­lehre zur Seite war, als die Dämo­nen aus Tia­mat mächtig waren: Ea, Ia, was dann später, indem man die Seinspar­tikel ’soph’ voraus set­zte = Soph Ea, Sophia wurde. Ea, unge­fähr das­jenige, was wir mit dem abstrak­ten Worte: Weisheit, die in allen Din­gen wal­tet, beze­ich­nen: Ia = die in allem wal­tende Weisheit, Sophia. Soph = eine Par­tikel, die unge­fähr ’seiend’ bedeutet. Sophia, Sophea. Sopheia = die wal­tende Weisheit, die über­all wal­tende Weisheit.” (GA 243 in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 124) Mar­duk-Michael war der Sohn der Ea und Sieger über die große Schlange Tia­mat. Er spal­tete sie und erschuf daraus das Obere und das Untere.

Genauer erk­lärt es Rudolf Stein­er hier: „Wir suchen sie in der baby­lonis­chen Zeit. Da wer­den wir hingewiesen auf den Gott Mar­duk, der dem bösen Prinzip, dem Mate­ri­al­is­tis­chen, der alttes­ta­mentlichen Schlange, ent­ge­gen­tritt und ihr den Kopf spal­tet, so daß in ein­er gewis­sen Weise das, was früher Wider­sach­er war, in zwei Teile geteilt wird. Wir sehen in der Tat, was damals geschehen ist, die Tren­nung dessen, was vor­lag in den alten Urgewässern, sym­bol­isiert durch die Schlange; wir sehen das Obere in den Glaubenswahrheit­en, das Untere in der rein materiellen Weltauf­fas­sung. Vere­inigt müssen bei­de wer­den, die Wis­senschaft und das Spir­ituelle, und sie wer­den wieder vere­inigt wer­den in der Zukun­ft. Und ger­ade dann wird es sein, wenn durch die rosenkreuzerische Weisheit der Spir­i­tu­al­is­mus ver­tieft, zur Wis­senschaft gewor­den ist, wenn er selb­st sich wiederum tre­f­fen wird mit dem, was auf wis­senschaftlichem Boden erforscht ist. Und dann wird eine große har­monis­che Ein­heit wieder erste­hen, die ver­schiede­nen Kul­turströ­mungen wer­den zusam­men­fließen durch die Kanäle der Men­schheit.“ (Lit.: GA 105, S. 195f)

Aus dem let­zten Zitat geht recht deut­lich her­vor, dass mit der großen Schlange, auch Ouroboros genan­nt, der Jahreskreis als Ein­heit gemeint ist, der durch Mar­duk in die bei­den Hälften, die äußere Sinneswelt und die innere Gedanken-Weisheitswelt geteilt wurde. Da der See­lenkalen­der als Rudolf Stein­ers rosenkreuzerisches Meis­ter­w­erk ange­se­hen wer­den kann (Vir­ginia Seas), wird durch den See­lenkalen­der auch die voraus­ge­sagte neue Ein­heit gefun­den wer­den können.

Die Ver­mit­tlung der äußeren Wahrnehmung geschieht durch die Sinne und Ner­ven. So wie das E durch die Kreuzung und damit Selb­st­berührung das Innen abschließt und gle­ichzeit­ig wahrnehmend nach Außen durch­dringt, so kreuzen sich auch die Ner­ven­bah­nen im Organ­is­mus beim Ein­tritt vom Rück­en­mark in den Schädel. Rudolf Stein­er bestätigt: “Es ist so, dass tat­säch­lich die Ner­ven­stränge am men­schlichen Rück­en fortwährend ein E bilden, und dass in diesem E‑Bilden wirk­lich auch das Zus­tandekom­men des Sich-inner­lich-Füh­lens des Men­schen liegt, was dann nur im Gehirn dif­feren­ziert zur Tat­sache wird.” (GA 315 in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 116) Das Wort ‘Nerv’ ist vom E geprägt. Auch beim Sehvor­gang kreuzt sich der Sehstrahl und vol­lzieht die E‑Gebärde. Das E ist der Vokal des Bewusst­wer­dens und ‘Denkens’. Rudolf Stein­er sagt: “Alles Seel­is­che drückt sich aus … im Leib­lichen, sodass sich auf der einen Seite alles das im Leib­lichen offen­bart, was sich aus­drückt in Antipathie, Gedächt­nis und Begriff. Das ist gebun­den an die Leibesor­gan­i­sa­tion der Ner­ven; indem die Ner­venor­gan­i­sa­tion im Leibe gebildet wer­den, wirkt darin für den men­schlichen Leib alles Vorge­burtliche. Das seel­isch Vorge­burtliche wirkt durch Antipathie, Gedächt­nis und Begriff here­in in den men­schlichen Leib und schafft sich die Ner­ven. Das ist der richtige Begriff der Ner­ven.” (GA 293 in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 116) Das Nach­todliche bere­it­et sich dage­gen laut Rudolf Stein­er durch den im Blut wirk­enden Willen und die Sym­pa­thie vor. Auch die Vokale gehören zu der einen oder anderen Rich­tung, wie Rudolf Stein­er aus­führt: “Nehmen Sie an, die eine Per­sön­lichkeit ist mehr ein Blut­men­sch, er kommt nicht leicht aus dem Häuschen, ist inner­lich gefes­tigt, ruhig. Die andere ist ein Ner­ven­men­sch, kommt leicht aus dem Häuschen, ist aufgeregt, zap­pelt. Diejeni­gen Vokale, die das wiedergeben, was im Blut­men­schen lebt, sind A, U, O, Au. Die Vokale des Ner­ven­men­schen sind I, E. Die I und E kom­men den Ner­ven­men­schen ganz von selb­st auf die Zunge.” (GA 280 in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 117)

Ein weit­er­er Aspekt des E ist die Verehrung des Höheren, Göt­tlichen, dem das Erleben der Tren­nung, der Zer­fall der ursprünglichen Ein­heit, voraus­ge­gan­gen sein muss. Der Men­sch kann sich einem Höheren, Größeren erst verehrend zuwen­den, wenn er sich davon unter­schieden als das Untere, Kleine erlebt. Im Hebräis­chen bedeutet ‘el’ der ‘Starke’, der ‘Mächtige’ und ist die Beze­ich­nung für die Göt­ter im All­ge­meinen, der Plur­al lautet ‘elim’. In den Engel­nah­men Micha-el, Rapha-el, Gabri-el, Uri-el ist diese Göt­ter­beze­ich­nung erhal­ten. ‘Eloah’ wird der höch­ste Gott dort genan­nt, die Mehrzahl lautet ‘Elo­him’. Rudolf Stein­er for­muliert es so: “Das hebräis­che Wort ‘Elo­him’ weck­te in den althe­bräis­chen Weisen die Vorstel­lung von ein­er Gruppe geistiger Wesen­heit­en, die ihre Tätigkeit­en zu einem gemein­samen Ziel grup­pieren: und dieses Ziel ist der Erden­men­sch. … Und so kön­nen wir in scheuer Ehrfurcht hin­blick­en zu den alten Sehern und zu der scheuen Ehrfurcht, mit der wiederum diese alten Seher hin­auf blick­ten in die Regio­nen, aus denen ihre Offen­barung kam, in die Regio­nen der Elo­him und des Jahve-Elo­him. Wie hät­ten sie benen­nen kön­nen die Wesen­heit­en, die der Schöp­fung und ihrem eige­nen Erken­nen zugrunde lag? Was hätte es für ein Wort geben sollen für sie, wenn nicht das, von dem ihr ganzes Herz voll sein musste, wenn sie auf­nah­men die Offen­barun­gen der weltschöpferischen Mächte. Sahen sie auf zu ihnen, so sagten sie: uns fließt unsere Offen­barung von göt­tliche-geisti­gen Wesen­heit­en herunter. Wir kön­nen kein anderes Wort für sie find­en als das, was unser Gefühl scheuer Ehrfurcht aus­drückt: ‘diejeni­gen, vor denen wir scheue Ehrfurcht empfind­en’ Über­set­zen wir das ins alte Hebräis­che, wie lautet das: ‘diejeni­gen, vor denen wir scheue Ehrfurcht empfind­en?’ Es lautet: ‘Elo­him’. Das ist das Wort für diejeni­gen, vor denen man scheue Ehrfurcht empfind­et. So haben Sie den Zusam­men­schluss der Empfind­un­gen der alten Seher mit dem Namen der Weltwe­sen, denen sie die Schöp­fung, denen sie ihre Offen­barung zuschrieben.” (Rudolf Stein­er, GA 122, in: Die Sprache der Laute, S. 125f)

Der griechis­che Name des E lautet ‘e‑psilon’, das ‘ein­fache E’, so wie ‘y‑psilon’ das ‘ein­fache Y’ ist. Das E der Griechen stammt vom phönizis­chen Buch­staben ‘He’ und wurde nur sehr schwach behaucht gesprochen. Seine Bedeu­tung war ‘Luft­loch’ oder ‘Fen­ster’, doch eigentlich meinte es wohl den Aus­ruf ‘wehe!’. Im Griechis­chen ist die Inter­jek­tion ‘E’ vorhan­den, die ‘wehe’ bedeutet. Im Deutschen leicht aggres­siv­en Aus­ruf “He!” liegt eine aufmerk­sam machende, aufweck­ende Ermahnung.

Das E drückt das Leben des Men­schen auf der Erde aus mit allen Wider­sprüch­lichkeit­en des Innen und Außen, aller Enge und Angst und allem Sehnen nach dem Garten Eden, dem einge­hegten himm­lis­chen Paradies, dem der Men­sch entstammt. Das E ist Aus­druck des Schmerzes über diesen Ver­lust, die Abtren­nung. Es ist der Laut der ‘Seele’, die einges­pan­nt ist zwis­chen Licht und Fin­ster­n­is, zwis­chen Him­mel und Erde. Die Vokalstim­mung der schmerzen­sre­ichen Gottes­mut­ter, durch deren Herzen sieben Schw­ert­er gehen, ist somit eben­falls das E.

Ernst Moll beschreibt die Vokale als Aus­druck der Lebensstufen: “Das Kind ist A, die Jugend ist E. In der Wehrhaftigkeit des Jünglings, (selb­st in der Furcht­samkeit des Mäd­chens), meldet sich die Ära des Mars. Mit der Aus­gestal­tung des Ner­ven­sys­tems zieht sich der Men­sch nach innen hin zusam­men, um sich wahrzunehmen und in seinem Instru­ment sich zu spiegeln. Eigentlich han­delt es sich bei diesem Zusam­men­ziehen um eine Schwächung des Kör­pers. … Was unter anderen Bedin­gun­gen als krankhaft zu betra­cht­en ist, das ist nor­mal für die Jugend: das Schlank­sein als Kör­per­bild des inneren sich Zusam­men­ziehens. Das Laut­bild dafür ist das E. Der E‑Vokal ist … Vorstufe zum I. Das nahende Ich, wo die Leib­lichkeit in der dün­nen Lin­ie des I und schließlich im I‑Punkt gle­ich­sam ver­schwindet und sich vergeistigt, macht sich räum­lich-leib­lich gel­tend im E. Das Vergeistigte des I oder Ich, noch an den Leib gebun­den im vor­ange­hen­den E, prägt sich als Schlankheit, Dünn­sein aus. … Vor der Krise des I aber erscheint als objek­tive Furcht das E.” (Die Sprache der Laute, S. 122) Und Rudolf Stein­er sagt: “… eine Sprache, die beson­ders ‘E’-reich ist, wird eben Dünnlinge erzeu­gen, schwäch­liche Men­schen erzeu­gen.” Das E ist die Krise vor dem Wen­depunkt, dem I. Danach fol­gt das O, die Kor­pu­lenz des Erwach­se­nenal­ters. Im U schließlich ist die See­len­stim­mung des Ursprungs enthal­ten, zu dem das Alter wieder hinführt.

Über die Gegensprüche 5 E und 31 e

Die Gegen­sprüche 5 E und 31 e sind Licht­sprüche, denn sie han­deln vom Licht. Sie sprechen sog­ar von der gle­ichen Lichtquelle, vom Licht aus Geis­testiefen. Das ist bei den anderen bei­den Licht­sprüchen des See­lenkalen­ders (22 V und 48 w) anders. Let­ztere han­deln von unter­schiedlichen Lichtquellen und sie sind wegen der ver­schiede­nen Buch­staben in der Über­schrift auch keine Gegen­sprüche. Die Licht- und Gegen­sprüche 5 E und 31 e sind im See­lenkalen­der also einzi­gar­tig und kön­nen wie durch einen einzi­gen Licht­strahl gebildet betra­chtet wer­den. Das Mantra 31 e han­delt (wie auch das Mantra 22 V) von der Lichtquelle, das Mantra 5 E (wie auch das Mantra 48 w) vom Beleuchteten. Mit allen Licht­sprüchen teilen 5 E und 31 e jedoch, dass sie in der beschreiben­den drit­ten Per­son geschrieben sind. Das bedeutet, dass der in ihnen dargestellte Prozess dem Bewusst­sein nicht direkt zugänglich ist.

Das Licht, um das es in den bei­den Gegen­sprüchen 5 E und 31 e geht, stammt aus Geis­testiefen. Ich ver­ste­he dieses Licht als das aus der Tiefe der Leib­lichkeit auf­steigende Bewusst­seinslicht. Rudolf Stein­er beschreibt, wie sich das Leben, dessen Organ ins­beson­dere das Blut ist, im Herzen vergeistigt. Er nen­nt diesen Vor­gang die Ätheri­sa­tion des Blutes. Nur durch diesen laten­ten Abster­be­prozess ist der Men­sch in der Lage, ein Bewusst­sein zu entwick­eln, dass über die direk­ten lebenser­hal­tenden und fortpflanzen­den Ziele des Tieres hin­aus­ge­hen kann.

Da das Mantra 31 e die Lichtquelle beschreibt und das Mantra 5 E das in diesem Licht Erscheinende, werde ich ent­ge­gen mein­er Gewohn­heit mit dem Gegen­spruch des Win­ter-Hal­b­jahres, mit 31 e begin­nen. Das Licht aus der Tiefe impliziert, dass es ein auf­steigen­des Licht ist. Außer­dem strebt es nach außen, wie es auch das Son­nen­licht tut. Es strahlt ring­sum aus und bre­it­et sich im Raum aus. Vom Mantra 5 E ist zusät­zlich zu erfahren, dass dieses sich im Raum aus­bre­i­t­ende Licht webt. Es webt sog­ar frucht­bar und offen­bart das Schaf­fen der Göt­ter. Dieses Bewusst­seinslicht erleuchtet also nicht nur pas­siv den Wahrnehmung­shor­i­zont des Men­schen, es ist sel­ber aktiv. Es webt und offen­bart das Götterschaffen.

Welche Göt­ter kön­nte dieses Bewusst­seinslicht offen­baren? Ich erkenne das Urbild dieses men­schlichen Bewusst­seinslicht­es im Jahreskreis. Das beim wachen Men­schen ausstrahlende Licht des füh­len­den Gewahr­seins, das nach außen in der Wahrnehmung und nach innen im Denken leuchtet entspricht dem Jahreskreis mit dem Som­mer-Hal­b­jahr oben und dem Win­ter-Hal­b­jahr unten. In diesem Jahreskreis wirken laut Rudolf Stein­er vier mächtige Urkräfte, die Erzen­gel Uriel, Raphael, Gabriel und Michael. Ihre End­silbe ‘el’ weist sie als Göt­ter aus. Diese Erzen­gel weben im Jahres­lauf und gle­ichzeit­ig wirken sie in der men­schlichen Seele. Rudolf Stein­er sagt über sie: „Vier gewaltige, erhabene Gestal­ten ste­hen im Wel­tenraume, ein jed­er nach ein­er der vier Rich­tun­gen. So for­men sie das kos­mis­che Kreuz. Sie lenken und leit­en die Wel­tenvorgänge und sind die Diener des Einen, der das Leben der Sonne ist. Während eines jeden kos­mis­chen Tages wer­den sie abwech­sel­nd von dem Son­nengeist inspiri­ert. Sie sind die Urkräfte, welche sich spiegeln in den drei Kräften des Denkens, Füh­lens und Wol­lens im Kos­mos und in der men­schlichen Seele. Der eine, der am mächtig­sten ist [Michael], enthält in sich die Kräfte der drei anderen, er ist der vol­lkom­men­ste, durch ihn kön­nen die andern erst geschaut und ver­standen wer­den. Er ist der direk­te Diener des großen Son­nengeistes und leit­et die Zukun­ft, auf daß sie zur Gegen­wart wird. Die Strahlen seines Licht­es brin­gen den men­schlichen See­len Erken­nt­nis. Wie einen neuen Tag ankündi­gend, leuchtet sein Licht aus dem Osten.” (Lit.: GA 265, S. 336f)

Im Licht aus Geis­testiefen, das son­nen­haft nach außen strebt, wirkt der Son­nengeist frucht­bar — Frucht schaf­fend — im Men­schen. Die Erzen­gel-Göt­ter sind seine Diener, deren Schaf­fen in diesem Licht offen­bar wird. Nun ste­ht in bei­den Mantren ein Dop­pelpunkt. Das Fol­gende wird dadurch als Kon­se­quenz des bish­er gesagten gekennze­ich­net. Im Mantra 31 e wird das Licht aus Geis­testiefen, das Bewusst­seinslicht, zur Lebenswil­len­skraft. Warum? Das Bewusst­seinslicht wird zum per­sön­lichen Besitz. Das eigene Bewusst­sein, auch wenn es noch kein Selb­st­be­wusst­sein ist, will erhal­ten wer­den. Lebenswille entste­ht, denn das Leben ist die Grund­lage des Bewusst­seinslicht­es. In jedem höheren Lebe­we­sen wirkt eine Kraft, die dieses Leben vertei­digt, die das Leben will — die Lebenswil­len­skraft. Im Mantra 5 E wird gesagt, was in dem bis dahin beschriebe­nen weben­den Licht aus Geis­testiefen, in dem die Göt­ter offen­bar wer­den, erscheint — und das ist das Wesen der Seele. Ein Unsicht­bares, Inneres erscheint hier. Ganz anders im Mantra 31 e. Nach­dem das Licht aus Geis­testiefen Lebenswil­len­skraft gewor­den ist, leuchtet es in die Dumpfheit der Sinne. Es leuchtet also nach außen und ermöglicht die Wahrnehmungs­fähigkeit des Men­schen. Mit geweck­ten Sin­nen erlebt sich der Men­sch als ein Eigen­we­sen, dessen Leben von der Umwelt bedro­ht wer­den kann. Die Lebenswil­len­skraft führt zur Wach­samkeit der Sinne, um das eigene Leben zu schützen. Die Lebenswil­len­skraft, die durch die Sinne in die Umwelt leuchtet, ent­bindet Kräfte. Sin­nes­reize führen zu sym­pa­this­chen oder antipathis­chen Reak­tio­nen. Angenehme Reize weck­en das Ver­lan­gen nach Wieder­hol­ung und Steigerung, unan­genehme Reize bewirken Abscheu und sollen ver­mieden wer­den. Diese unbe­wussten Reak­tio­nen des Äther­leibes ver­ste­he ich als die See­len­triebe. Es treibt die Seele zu dem Reiz hin oder von ihm weg. Ein Trieb ist die ätherische Reak­tion auf den physis­chen Sin­nes­reiz, sagt Rudolf Stein­er, und erst im Astralleib wird der Trieb Begierde. Schaf­fens­mächte, Gestal­tungskom­pe­ten­zen reifen dadurch, dass der Men­sch auf der Grund­lage der seel­is­chen Reak­tion auf die Sinneswahrnehmung zu han­deln begin­nt und Werke erschafft. Die Schöpfer­kraft des Men­schen benötigt das Bewusst­sein, der Welt gegenüberzuste­hen, auf sie wirken zu können.

Im Mantra 5 E erscheint das Wesen der Seele. Doch diese Seele erscheint nicht getrieben, an die Sinne gebun­den wie im Mantra 31 e durch die See­len­triebe. Das Wesen der Seele im Mantra 5 E ist geweit­et zum Wel­ten­sein. Die Seele ist aufer­standen aus der engen Innen­macht der Selb­s­theit. Die Seele erscheint befre­it von der Dual­ität, von dem Abge­gren­zt­sein und dem Gegenüber­ste­hen der Welt. Die Tren­nung von seel­is­ch­er Innen­welt und sinnlich wahrnehm­bar­er Außen­welt ist aufge­hoben. Im Rus­sis­chen bedeutet der Aus­ruf ‘Chris­tus ist aufer­standen!’ (‘Christós voskréss!’) wörtlich: Chris­tus ist entkreuzt. (Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 113) Und mit der Entkreuzung ist nicht die Kreuz­ab­nahme des Leibes gemeint. Es ist gemeint, dass der Aufer­standene nicht mehr an das Kreuz des Wel­tenleibes gebun­den ist, so wie alle im Kör­p­er leben­den Men­schen. Das Bild der Kreuzi­gung der Welt­seele — und damit aller men­schlichen See­len — am Wel­tenleib geht auf Pla­to zurück. Wil­helm Kel­ber schreibt: „Pla­ton … hat­te das Bild geprägt von der Welt­seele, die in der Form des griechis­chen Buch­staben Chi (X), also etwa in ein­er Fig­ur, wie sie das soge­nan­nte Andreaskreuz darstellt, auf dem erschaf­fe­nen Kos­mos aus­ges­pan­nt ist.” (Die Logoslehre, S. 103) Der griechis­che Buch­stabe Chi (X) entspricht in sein­er Form der von Rudolf Stein­er angegebe­nen Gebärde für das E; den gekreuzten Glied­maßen, klas­sis­ch­er Weise der Unter­arme. Im Mantra 5 E erscheint das Wesen der Seele geweit­et zum Wel­ten­sein. In mein­er Vorstel­lung ist das Wesen der Seele nun nicht mehr kreuzför­mig, d.h. ans Kreuz gebun­den, son­dern kre­is­för­mig bzw. sphärisch. Die Seele ist wieder son­nen­haft. In der Eury­th­mie gibt es für das E eine zweite, ganz andere Aus­drucksmöglichkeit. Es ist das soge­nan­nte Horizont‑E, das durch waagerecht seitlich aus­ge­bre­it­ete Arme dargestellt wird. Leicht lässt sich dieses E als die Teilung der Hal­b­jahre in eine obere Som­mer-Jahreshälfte und eine untere Win­ter-Jahreshälfte vorstellen. Das Wesen der Seele gle­icht nun dem Jahreskreis. Das Wesen der Seele erscheint im Licht aus Geis­testiefen und dadurch ist auch die Seele eins mit dem Licht aus Geis­testiefen. Die Seele ist dieses Licht, in dem das Schaf­fen der Göt­ter, der vier Jahreskreis-Erzen­gel, offen­bar wird.

Das Mantra 31 e schildert, wie das Licht aus Geis­testiefen zum irdisch-dualen Bewusst­sein des Men­schen führt — zu sein­er Bindung an das Kreuz — zur Abtren­nung der seel­is­chen Innen­welt von der Außen­welt. Dieser Aspekt drückt sich im eury­th­misch gekreuzten E aus. Das Mantra 5 E schildert, das auch die Über­win­dung der Dual­ität, die Aufer­ste­hung der Seele, schon in diesem Licht aus Geis­testiefen enthal­ten ist, dass die Aufer­ste­hung in diesem Licht erscheint und dadurch sich ver­wirk­licht. Dieser kon­trären See­len­si­t­u­a­tion entspricht das E der waagerecht seitlich aus­ge­bre­it­eten Arme.