SOMMER

14 N

An Sin­nesof­fen­barung hingegeben

Ver­lor ich Eigen­we­sens Trieb,

Gedanken­traum, er schien

Betäubend mir das Selb­st zu rauben,

Doch weck­end nahet schon

Im Sin­nen­schein mir Weltendenken.

Vorbemerkung

Das Mantra 14 N nimmt eine beson­dere Stel­lung ein. Diese Woche ist nicht nur eine erste Woche im neuen Viertel­jahr von 13 Wochen und markiert damit den Beginn des absteigen­den Kreis­bo­gens im See­lenkalen­der-Jahreskreis. Der See­lenkalen­der ver­rät auch durch seinen Auf­bau, dass diese Woche eine ganz beson­dere ist, die für uns eine beson­dere Möglichkeit der Geistverbindung bere­i­thält hält. Wie im Fol­gen­den deut­lich wer­den wird, gehen wir alle in der Woche 14 N über die Schwelle — ob wir es merken oder nicht. Auch wenn es im Außen dazu kein­er­lei Hin­weise gibt, trägt diese Woche die “Energie der Schwelle”.

Das Mantra 14 N nenne ich einen Schwellen­spruch, weil Rudolf Stein­er den See­lenkalen­der so gestal­tet hat: zu fast jedem Mantra ste­hen zwei andere in Beziehung: diese bei­den wer­den Spiegel- und Gegen­spruch genannt.

Der Jahreskreis des Seelenkalenders

lila: Schwellen­sprüche 14 N und 39 n

hell­rot: gegen­seit­ige Spiegel- und Gegen­sprüche der Mantren 13 M, 15 O, 38 m, 40 o

Der Spiegel­spruch zeich­net sich durch auf­fäl­lige Ähn­lichkeit­en im gram­ma­tis­chen Bau aus und liegt für das ganze Som­mer-Hal­b­jahr stets “senkrecht” unter der jew­eili­gen Woche. Der Gegen­spruch trägt den gle­ichen Buch­staben und liegt im Jahreskreis stets genau “gegenüber”. Im Früh­jahr und Herb­st liegen diese bei­den in Beziehung ste­hen­den Sprüche grafisch weit auseinan­der. Auf dem Weg zur Son­nen­wende wan­dern sie grafisch immer näher zusam­men. Und zweimal im Jahr vere­inen sich Spiegel- und Gegen­spruch grafisch und seman­tisch in einem Mantra: das ist der Fall für das Mantra 14 N! Spiegel- und Gegen­spruch “sind” bei­de das Mantra 39 n. Dieses beson­dere Mantra “ist” die Woche des Jahreswech­sels. Wenn wir im Win­ter in dieser Woche leben, wird wiederum das Mantra 14 N Spiegel- und Gegen­spruch in sich vere­inen. 14 N und 39 n sind deshalb Schwellen-Sprüche. Sie sind im Jahreskreis das, was oft “der Kanal” genan­nt wird. Sie zeigen eine See­len­si­t­u­a­tion, in der das Fühlen auf einen Punkt konzen­tri­ert ist, in dem Denken und Wille eins sind. Wenn dieser eins­gerichtete Fokus gelingt, berühren sich Him­mel und Erde, Denken und Wollen.

Eine Schwelle tren­nt und markiert gle­ichzeit­ig den Über­gang zwis­chen zwei Bere­ichen. Anschaulich wird dies in der Türschwelle, die Außen und Innen tren­nt und ger­ade dadurch den Über­gang ermöglicht. Auch die Schwellen­sprüche bilden solch einen tren­nen­den Über­gang. Sie tren­nen zwis­chen dem, was ich die Erd­sphäre und die Geist­sphäre nenne. Mit dem Mantra 14 N ist der Scheit­elpunkt des See­lenkalen­der-Jahreskreis­es über­schrit­ten. Der Kreis­bo­gen fällt nun wieder. Astronomisch begin­nt diese Zeit nach der Som­mer-Son­nen­wende um den 21. Juni, kurz vor Johan­ni, also in der Woche mit dem Mantra 12 ! oder sog­ar davor. Betra­chte ich jedoch den Jahreskreis der 52 Mantren, so wen­det sich der Kreis­bo­gen erst hier mit dem Wochen­spruch 14 N.

Drei Aspek­te zeigen, dass ein geheimes Bewusst­sein für die Beson­der­heit dieser Woche über­liefert ist: in ein­er Bauern­regel, im Heili­genkalen­der und im Volksmärchen.

Der Siebenschläfer-Tag

Vom Sieben­schläfer-Tag heißt es: „Das Wet­ter am Sieben­schläfertag sieben Wochen bleiben mag”. Der Sieben­schläfertag am 27 Juni lag vor der gre­go­ri­an­is­chen Kalen­der­reform (1582) zehn Tage später, also am 7. Juli. (Diese Kalen­der-Kor­rek­tur wurde durchge­führt, weil sich die Tag-und-Nacht­gle­iche wegen der noch nicht aus­re­ichend präzisierten Schalt­jahr-Regel um diese Anzahl von Tagen ver­schoben hat­te. Dadurch ist die mit dem Sieben­schläfertag ver­bun­dene Bauern­regel erst für die erste Juli-Woche, ca. 5. Bis 10. Juli, aus­sagekräftig.) Der ersten Juli-Woche entspricht meist das Mantra 14 N.

In dieser Zeit sta­bil­isiert sich häu­fig die vom Jet­stream abhängige Großwet­ter­lage. Im südlichen Deutsch­land trifft die Wet­ter-Vorher­sage dieses Zeitraumes häu­fig zu (Münch­en­er Gegend zu 80%), weit­er im Nor­den, mit zunehmend mar­iti­men Kli­mae­in­flüssen, ist sie dage­gen unbrauch­bar. Die Lebendigkeit des Wet­tergeschehens, die zum Früh­ling gehört, wird in dieser Woche abgelöst von ein­er mehr dauer­haften Situation.

Der Name dieses Tages beruht auf ein­er Leg­ende. Unter Kaiser Decius (249 – 251 n. Ch.) sollen sieben junge Chris­ten sich nahe Eph­esus in ein­er Höh­le im Berg ver­steckt haben. Als sie gefun­den wur­den, wur­den sie lebendig einge­mauert. Dort schliefen sie 195 Jahre lang, bis sie am 27.6. 446 zufäl­lig ent­deckt wur­den und erwacht­en. Sie bezeugten ihren Glauben an die Aufer­ste­hung der Toten und star­ben kurz darauf. Die erste bekan­nte Doku­men­ta­tion dieser Leg­ende stammt aus dem 6. Jahrhun­dert nach Chris­tus. Gre­gor von Tours (538 – 594) über­set­zte sie ins Lateinis­che. Seit­dem ver­bre­it­ete sie sich in der west­lichen Christenheit.

Die Zahlen Sieben (die Schläfer) und Vierzehn (14 N) ste­hen zueinan­der in Beziehung. So wie die erwacht­en Schläfer ein zweites Leben hat­ten und die Aufer­ste­hung der Toten bezeugten, so kön­nte die Botschaft für 14 N hier laut­en: es geht weit­er, auch wenn ein Entwick­lungszyk­lus abgeschlossen ist.

Die vierzehn Nothelfer

Schwellen-Erleb­nisse sind Krisen-Erleb­nisse. Inter­es­san­ter­weise ken­nt man seit dem Mit­te­lal­ter die “Vierzehn Nothelfer”. Sie heißen nach ihrer Anzahl, und es sind von Region zu Region die Per­sön­lichkeit­en etwas ver­schieden. Die Anzahl kommt durch eine bes­timmte Ord­nung zu Stande, die etwa 1400 n. Chr. in Regens­burg fest­gelegt wurde, die soge­nan­nte Nor­mal­rei­he. Die Verehrung begann aber schon viel früher. In den “Vierzehn Nothelfern” sind begrif­flich 14 Men­schen vere­inigt, die im zweit­en bis vierten Jahrhun­dert nach Chris­tus gelebt haben. Mit Aus­nahme von einem der Nothelfer opfer­ten alle ihr Leben als Mär­tyr­er. Diese Nothelfer wur­den bei jedem Leid, bei Krankheit und Gefahr angerufen.

Die “Vierzehn Nothelfer” zeigen sich bei genauer­er Betra­ch­tung als Aspek­te der men­schlichen Wesens­glieder (die Zuord­nung der Wesens­glieder ist von mir):

Drei Bis­chöfe und Märtyrer:

Diony­sius, Eras­mus, Blasius

Denken
Drei Jungfrauen und Märtyrer:

Bar­bara, Mar­gare­ta, Katharina

Fühlen
Drei Rit­ter und Märtyrer:

Georg, Achatius, Eustachius

Wille
Ein Arzt und Mär­tyr­er: Pantaleon physis­ch­er Leib
Ein Mönch: Agidius Äther­leib
Ein Diakon und Mär­tyr­er: Cyriacus Astralleib
Ein Knabe und Mär­tyr­er: Vitus Ich
Ein Chris­tus­träger und Mär­tyr­er: Christopherus Geist­selb­st

In der Gliederung sind unschw­er die drei See­len­fähigkeit­en Denken (Bis­chöfe) Fühlen (Jungfrauen) und Wille (Rit­ter) zu erken­nen. Da es drei Bewusst­seinsstufen der Seele gibt (Empfind­ungsseele, Ver­standes- oder Gemütsseele, Bewusst­seinsseele), repräsen­tieren jew­eils drei Men­schen zusam­men eine See­len­fähigkeit. Die fünf Einzelper­so­n­en lassen sich als fünf Wesens­glieder erken­nen. Alle zusam­men bilden eigentlich einen riesi­gen Men­schen, wie er am Ende dieser Erden­zeit daste­hen soll.

Der Geist im Glas

Im Märchen von den Gebrüdern Grimm, “Der Geist im Glas” (KHM 99), wird die über­mächtige Gewalt der Leben­skräfte (Äther­mächte) geschildert. Zunächst ist der Geist in der Flasche einges­per­rt. Als er befre­it wird, ist er drauf und dran seinem Befreier den Hals zu brechen, doch dieser bezwingt ihn mit sein­er Klugheit. Daraufhin schenkt der Geist ihm Heilkraft.

Die Äther­ma­cht hat sowohl mit den Todes- (Bewusst­seins-) als auch mit den Leben­skräften zu tun. Diese im Gle­ichgewicht zu hal­ten ist schon durch die Lage des Mantras The­ma der Woche 14 N. Wenn die Bewusst­sein­skräfte vom Men­schen sou­verän gehand­habt wer­den, kön­nen sie heilend wirken.

Was erlebe ich beim Schwellenübertritt — im Mantra 14 N?

Nun bin ich ganz an die Sin­nesof­fen­barung hingegeben. Der Prozess der Entäußerung ist been­det. Ich ver­lor, — das ist die Ver­gan­gen­heits­form – des Eigen­we­sens Trieb. Mein Trieb ist das kör­per­lich­ste, basal­ste, was ich im Wil­len­sor­gan­is­mus habe. Ich ver­lor die treibende Kraft, die die Son­derung von der Welt anstrebt, die mich zum Eigen­we­sen macht. Damit bin ich eins mit der Wahrnehmung, mit der Außen­welt, ich bin der Baum, der Berg, das Meer, die Sterne, jedes Wesen und jedes Ele­ment. Doch davon habe ich kein Bewusst­sein, ich kann mich nicht gegenüber­stellen. Ich bin gefan­gen in dem Sein, an das ich mich mit der Sinneswahrnehmung hingegeben habe.

Meine Gedanken sind traumhaft, ich träume einen Gedanken­traum. Mein Denken ent­behrt der bewussten Führung. Dieses verselb­ständigte Denken ist das unun­ter­broch­ene, unter­be­wusst ablaufende Selb­st­ge­spräch, das Kopfki­no. Dieses Denken bew­ertet jede Wahrnehmung und ver­mit­telt durch ver­meintlich unum­stößliche Urteile eine Real­ität, die es so nicht gibt. Erst wenn ich aus diesem Gedankenkarus­sell aufwache, die Urteile hin­ter­frage und gegebe­nen­falls verän­dere, erkenne ich meine Hand­lungs-Spiel­räume und meinen Anteil an der sub­jek­tiv­en Sicht auf die Welt.

Dieser Gedanken­traum wirkt betäubend und scheint mein Selb­st zu rauben. Die gesteigerte Wahrnehmung ist ein eksta­tis­ch­er Zus­tand, der mich aus mir her­aushebt und mich mit dem Wahrnehmungsin­halt vere­inigt. Wie schon in den Mantren vorher geht es auch hier um diesen Wahrnehmung­sprozess, der die Wach­heit in meinem Denken reduziert — nun bis zum Selb­stver­lust. Im Spruch 7 G dro­hte mein Selb­st zu ent­fliehen, war also aktiv am Prozess beteiligt. Nun, im Mantra 14 N ist das “Selb­st” in Gefahr, Opfer zu wer­den: es dro­ht mir durch den Gedanken­traum betäubt und ger­aubt zu wer­den. Es geht darum, aus dem Ein­schlafen in die Wahrnehmung wieder zu erwachen und denk­end bewusst zu wer­den. Gelingt das nicht, bleibe ich in der Bewusst­seins­ab­dämp­fung der reinen Wahrnehmung gefan­gen, aus Schlaf wird Betäubung und ich bleibe unbe­wusst für mich selb­st. Erst wenn ich der Welt wieder gegenübertreten kann, erhalte ich durch die physis­che Welt, der auch mein Kör­p­er ange­hört, eine Spiegelung meines rein geisti­gen Ichs. Diese Abspiegelung nehme ich als mein Selb­st war, wie Rudolf Stein­er beschreibt (siehe 6 F).

Das Mantra 14 N beschreibt also bis hier­her tat­säch­lich eine Sit­u­a­tion, die an eine kri­tis­che Gren­ze gekom­men ist. Dadurch zeigt dieser Spruch Ähn­lichkeit mit den vier Krisen­sprüchen, ohne gewöhn­lich zu ihnen gezählt zu wer­den. An dieser Stelle ist eine Neuori­en­tierung im Wahrnehmung­sprozess erforder­lich. Das Pen­del muss umschla­gen. Für diese Wen­dung bekomme ich Hil­fe. Das Wel­tendenken naht mir, um mich zu weck­en.  Von außen kommt dieses Denken auf mich zu. Welch eige­nar­tiges Bild, da ich doch gewohnt bin, dass das Denken ein Innen­prozess ist, der von mir aus­ge­ht. Was ist mit Wel­tendenken gemeint? Das Wel­tendenken kommt mit dem Sin­nen­schein auf mich zu. Zu Beginn des Spruch­es war es die Sin­nesof­fen­barung, die den Ver­lust meines Triebs, ein Eigen­we­sen zu sein, bewirk­te. Eine Offen­barung ist eine geschaute Wahrheit, der Schein dage­gen eine Täuschung. Im ersten Fall ist das, was die Sinne mir von der Welt zeigen dur­chaus wahr, es ist eine Offen­barung, doch bin ich dieser Offen­barung aus­geliefert. Sie über­wältigt mich. Im zweit­en Fall han­delt es sich um Schein, was die Sinne zeigen, doch ger­ade darin kommt mir das Wel­tendenken ent­ge­gen, es naht mir. Erst wenn ich die Sinneswahrnehmung als Bild, als Schein sehen kann, wird mir die Welt zur Schrift. Im ersten Fall dro­ht das Wel­tenlicht, die in aller Wahrnehmung ver­bor­gene, natur­wis­senschaftlich erforschbare Weisheit, mein Selb­st anzusaugen, wie es im Mantra 7 G beschrieben wird.

Hier im Mantra 14 N geht es im Wel­tendenken um eine neue Stufe der in der Wahrnehmung enthal­te­nen Weisheit. Diese Weisheit ist nicht pas­siv in der Wahrnehmung enthal­ten, so wie z.B. die geometrischen Geset­ze in ein­er Blume anschaubar sind, son­dern sie ist aktiv. Es ist nicht das bere­its Gedachte, son­dern das schöpferische Denken der Welt in Aktion. Wie denkt die Welt also, wenn alles Wahrnehm­bare ein Gedacht­es ist?  Was weckt mich und hebt die Betäubung auf, dass ich wie die sieben Schläfer der Leg­ende das ewige Leben bezeu­gen kann?

Vorchristliche Ein­wei­hun­gen braucht­en eine Überträger-Lin­ie. Ein­wei­hun­gen, die auf diesen Tra­di­tio­nen beruhen, wie kul­turell-schaman­is­che oder religiös-bud­dhis­tis­che Ein­wei­hun­gen brauchen sie noch heute. Im vierten Mys­te­rien­dra­ma (8. Bild) stellt Rudolf Stein­er eine ägyp­tis­che Ein­wei­hungsszene dar. Die Ein­wei­hung misslingt, weil der zuständi­ge Priester die Gedankenüber­tra­gung, ‑sug­ges­tion nicht aus­führt. Im “Tibetanis­chen Toten­buch” und von Anden­schama­nen wird beschrieben, dass es auch heute noch zur Ein­wei­hung gehört, eine Gedankenüber­tra­gung zu erhal­ten und dadurch zu ein­er Überträger­lin­ie zu gehören. Die Ein­wei­hung ist nur wirk­sam, wenn die Überträger­lin­ie nie unter­brochen wurde. Ein Innen­strom wird so weit­ergegeben. Statt des per­sön­lichen Denkens muss dem Einzuwei­hen­den ein aus Vorzeit­en rein erhal­tener über­per­sön­lich­er Gedanken­in­halt sug­geriert wer­den. Anders wird dem indi­vidu­ellen Denkver­mö­gen nicht zuge­traut, diese Weisheit erfassen zu können.

Doch zurück zum Mantra 14 N. Das Wel­tendenken naht mir, es kommt von außen mir ent­ge­gen. Es han­delt sich hier nicht um die Weit­er­gabe eines aus der Ver­gan­gen­heit stam­menden Inhalts, son­dern um die Beg­nadung mit einem aus der Zukun­ft durch die Sinneswahrnehmung auf mich zuk­om­menden Denkver­mö­gens. Eine neue Form der Ein­wei­hung, die keine Überträger-Lin­ie braucht, son­dern vom Leben sel­ber vol­l­zo­gen wird, ist hier­mit angedeutet.

Rudolf Stein­er beschreibt die Akasha-Chronik als das Weltgedächt­nis: „Das ist die Werk­statt der Welt, die alle For­men in sich ein­schließt, aus denen die Schöp­fung entsprun­gen ist. Das ist die Ideen­welt Platos, das Reich der Müt­ter, von dem Goethe spricht und aus dem er das Phan­tom der Hele­na auf­steigen lässt. Was auf dieser Stufe des Devachan erscheint, ist das­jenige, was der Inder die Akasha-Chronik nen­nt. In unser­er neuzeitlichen Sprache wür­den wir es das Astral­bild aller Wel­tereignisse nen­nen. Alles, was durch den Astralleib der Men­schen hin­durchge­gan­gen ist, ist hier in ein­er unendlich sub­tilen Sub­stanz, die eigentlich eine neg­a­tive Materie ist, fest­ge­hal­ten“ (Rudolf Stein­er, GA 94, S. 82f, in Anthrowiki.at, Akasha-Chronik).

Ach wenn das Wel­tendenken sich vom Weltgedächt­nis sicher­lich unter­schei­det, wie Denken von Erin­nerung, so kann die fol­gende Schilderung der Vor­bere­itung zum Lesen in der Akasha-Chronik doch einen Ein­druck ver­mit­teln, wie das Wel­tendenken erlebt wer­den kann: „Um in der Akasha-Chronik lesen zu kön­nen, ist es notwendig, dass man seine eige­nen Gedanken den Kräften und Wesen­heit­en zur Ver­fü­gung stellt, die wir in der theosophis­chen (anthro­posophis­chen) Sprache die <Meis­ter> nen­nen. Die Meis­ter müssen uns die nöti­gen Anweisun­gen geben, um in der Akasha-Chronik lesen zu kön­nen, die geschrieben ist in Sym­bol­en und Zeichen, nicht in Worten irgen­dein­er beste­hen­den Sprache oder ein­er, die früher bestanden hat. Solange man die Kraft noch anwen­det, die der Men­sch beim gewöhn­lichen Denken anwen­det – und jed­er Men­sch, der nicht aus­drück­lich gel­ernt hat, sein Ich bewusst auszuschal­ten, wen­det diese Kraft an -, solange kann man nicht in der Akasha-Chronik lesen. Wenn Sie sich fra­gen: Wer denkt? -, so wer­den Sie sich sagen müssen: Ich denke. – Sie verbinden Sub­jekt und Prädikat miteinan­der, wenn Sie einen Satz bilden. Solange Sie selb­st die einzel­nen Begriffe miteinan­der verbinden, sind Sie nicht imstande, in der Akasha-Chronik zu lesen, weil Sie Ihre Gedanken mit dem eige­nen Ich verbinden. Sie müssen aber Ihr Ich auss­chal­ten; Sie müssen verzicht­en auf jeden Eigen-Sinn. Sie müssen lediglich die Voraus­set­zun­gen hin­stellen und die Verbindung der einzel­nen Vorstel­lun­gen durch Kräfte außer­halb Ihrer selb­st durch den Geist her­stellen lassen. Es ist also der Verzicht notwendig – nicht auf das Denken -, wohl aber darauf, von sich aus die einzel­nen Gedanken zu verbinden. Dann kann der Meis­ter kom­men und Sie lehren, durch den Geist von außen Ihre Gedanken zusam­men­fü­gen zu lassen zu dem, was der uni­verselle Wel­tengeist über Ereignisse und Tat­sachen, die in der Geschichte sich vol­l­zo­gen haben, zu zeigen ver­mag. Wenn Sie nicht mehr urteilen über die Tat­sachen, dann spricht zu Ihnen der uni­verselle Wel­tengeist selb­st, und Sie stellen ihm Ihr Gedanken­ma­te­r­i­al zur Ver­fü­gung“ (Rudolf Stein­er, GA 92, S. 22f, in Anthrowiki.at, Akasha-Chronik).

Aus dieser Schilderung der Vor­bere­itung wird deut­lich, dass das Wel­tendenken zwar immer im Sin­nen­schein vorhan­den ist und ver­sucht, mich für die geisti­gen Hin­ter­gründe aufzuweck­en, doch dauert mein Schlaf fort, bis ich gel­ernt habe, mein eigenes Denken zum Werkzeug für dieses Wel­tendenken wer­den zu lassen. Die Schwelle zur Geist­welt über­tritt nur der mit Bewusst­sein, der die damit ver­bun­dene Prü­fung besteht.

Im Mantra heißt es: Das Wel­tendenken naht sich mir weck­end. Das Wel­tendenken ist ein han­del­ndes Sub­jekt, ein Jemand, der auf mich zukommt und mich weck­en will aus dem betäuben­den, mein Selb­st rauben­den Gedanken­traum. Ich werde an den Chris­tus erin­nert, der den Jüngling zu Nain oder Lazarus vom Tode erweckt.

Im fol­gen­den Zitat benen­nt Rudolf Stein­er das man­i­festierte Leben als Akasha. Im Zitat oben beze­ich­nete Rudolf Stein­er Akasha als Weltgedächt­nis. Es ist dadurch nahe­liegend, dass das unten als unman­i­feste, schöpferische Sub­stanz beschriebene Leben auch als Wel­tendenken ver­standen wer­den kann. Wenn das zutrifft, ist mit dem Wel­tendenken tat­säch­lich der Sohn und damit der Chris­tus gemeint.

Hier fol­gt nun das schon erwäh­nte Zitat Rudolf Stein­ers, das in der Beschrei­bung der Trinität den wichti­gen Hin­weis enthält auf den Chris­tus als “die unman­i­festierte schöpferische Sub­stanz, das Leben” und damit auf die Kraft, die die Welt “denk­end” erschafft: “Das Erste, woraus alles andere her­vorg­ing, ist die unman­i­festierte Got­theit. Aus dieser ging dann her­vor das Zweite, das Leben oder auch die unman­i­festierte schöpferische Sub­stanz. Dieses Leben geht dann hin­durch durch die man­nig­faltig­sten For­men und wird benan­nt in den For­men Akasha oder Mahat. Dieses Akasha oder Mahat enthält alles, was es an For­men des Lebens in der Welt gibt. Die ganzen Hier­ar­chien der Throne, Cheru­bim, Seraphim, der Gewal­ten, Urkräfte, Erzen­gel und Engel gin­gen her­vor durch das Leben und bilden die For­men, unter denen dies eine Leben erscheint.

Die erste Kraft, die unman­i­festierte Got­theit, wird auch der Vater genan­nt; die zweite Kraft ist der Sohn, der zugle­ich Leben und schöpferische Sub­stanz ist, und die dritte Kraft ist der Geist. Zusam­men erscheinen diese drei Urkräfte also als Vater, Sohn und Geist, als Bewußt­sein, Leben und Form. … Die ober­sten drei sind also:

Unman­i­festierte Gottheit
Vater
[Bewußt­sein]
Unman­i­festierte
schöpferische Substanz
[Wel­tendenken, A.F.] Leben
Sohn
Man­i­festiertes Leben
Akasha, Mahat
Form

(Zita­tende; GA 89, S. 255).

Das Wel­tendenken, die schöpferische, lebendi­ge Kraft, die im Sin­nen­schein mir naht, die mehr ist als die in der Sin­nesof­fen­barung enthal­tene Weisheit, hat die Macht, mich aus der Betäubung zu wecken.