Die Gegensprüche 3 C und 29 c
3 C
Es spricht zum Weltenall, Sich selbst vergessend Und seines Urstands eingedenk, Des Menschen wachsend Ich: In dir, befreiend mich Aus meiner Eigenheiten Fessel, Ergründe ich mein echtes Wesen. |
29 c
Sich selbst des Denkens Leuchten Im Innern kraftvoll zu entfachen, Erlebtes sinnvoll deutend Aus Weltengeistes Kräftequell, Ist mir nun Sommererbe, Ist Herbstesruhe und auch Winterhoffnung. … |
Die Eurythmieformen zu den Mantren 3 C und 29 c
Über den Buchstaben “C”
Das C steht an dritter Stelle im lateinischen Alphabet. Ernst Moll schreibt: “Der A‑Laut hat die Bedeutung der Zahl 1. Die Einheit des Göttlichen sah man im Alpha. … Im Erlebnis der … Umhüllung erfolgt die … Begegnung mit der Umwelt. Der B‑Laut, der 2‑Zahl entsprechend, ist nicht mehr, wie das A, das Göttliche bzw. der göttliche Mensch, sondern die Welt. Das A ist ‘Inhalt’ das B ist ‘Form’. Ein (vokalisch-konsonantischer) Gegensatz entsteht. In der Gegensätzlichkeit aber lebt sich alle Materie dar. Materielles ist dadurch ’schwer’, dass es sich darlebt in der Polarität von links und rechts, oben und unten, hinten und vorne. Das Unüberwundene der Gegensätze macht das Erdenleben ’schwer’. Durch die Ausbreitung in die Gegensätze des Raumes, der Zeit entsteht Offenbarung. Deswegen ist die Materie, die Welt der Zahl 2, die Welt der Offenbarung. Das Göttliche ist unsichtbar. Das Irdische ist sichtbar, doch ist es nur Mutter-Hülle, materia. Wird aber durch die Polarität des Stoffes, durch den Schleier der Materie hindurch das Göttliche des Anfangs wieder sichtbar, dann kommen wir zur Zahl 3.” (Die Sprache der Laute, S. 85f) Rudolf Steiner sagt über die Drei: “Es gibt keine Offenbarung, ohne dass hinter ihr das Göttliche waltet: daher ist hinter jeder Zweiheit noch eine Einheit verborgen. Deshalb ist die Drei nichts anderes als die Zwei und die Eins, nämlich die Offenbarung und die hinter ihr stehende Göttlichkeit. Drei ist die Zahl der Göttlichkeit, der sich offenbarenden Göttlichkeit.” (zitiert nach: Die Grundelemente der Eurythmie, Dubach-Donath)
Im griechischen Alphabet stand an dieser dritten Stelle das Gamma (Γ, γ), das G, das als Stoßlaut die genuine, erneuernde, das Alte verdrängende Kraft des Dritten verkörpert. Im C begegnen wir dagegen der Leichte, die durch die Überwindung der Materie durch den Geist entsteht und dadurch auch die Dualität überhöht. “Indem durch die Ausgeglichenheit der Gegensätze Materielles überwunden wird durch den Geist, er- oder entsteht die Leichtigkeit des C.” (Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 86)
So überrascht es nicht, dass Worte wie Circus und Clown mit C geschrieben werden, denn hier wird die Beherrschung des Körpers, lateinisch ‘corpus’ gezeigt. Das Wort Clown stammt aus dem Englischen und geht zurück auf ‘colonus’, lateinisch der ‘Bauer’, der im älteren englischen Schauspiel die tölpelhafte Rolle des Witzboldes innehatte. ‘Circus’ stammt wiederum von der lateinischen Redewendung ‘panem et circenses!’, ‘Brot und Spiele’. Und das Spiel ist immer das Leichte. Das lateinische Wort ‘circus’ stammt vom griechischen ‘kirkos’ und bedeutet ‘Ring oder Kreis’ und lebt im deutschen Wort ‘Zirkel’ fort. ‘Cirrus’ ist das ‘Leichte’, die ‘Haarlocke’ und die ‘Cirren’ sind die hohen, feinen ‘Eiswölkchen’. Und die Zauberin ‘Circe’ bezirzt, hat leichtes Spiel mit den Männern. Der Name ‘Caesar’ hängt zusammen mit ‘caesur’ und beide kommen vom Verb ‘caedere’, ’schneiden’. Wo Materie durch den Geist beherrscht wird, entstehen Kultur, ‘cultur’ und Zivilisation, ‘civilisation’. Der Mond als Taktgeber der Zeit, als Herr der Entwicklung und Veränderung, bildet als Mondsichel ein C am Himmel.
Obwohl das C im Deutschen eigentlich keinen eigenen Lautwert hat, sondern als Begleiter des H im CH oder als Verstärker des K im CK auftritt, misst ihm Rudolf Steiner eine eigenständige Qualität zu: “Im Grunde genommen wird das C am meisten dann erlebt, wenn das Kind vom Kriechen aus das Stehen lernt, die aufrechte Haltung lernt. Da möchte man eigentlich immer dieses wunderbare Erlebnis (denn es ist ja ein wunderbares Erlebnis) mit dem Laute C verfolgen. … [Das] Leichtwerden, das Heben des Materiellen durch das Geistige [zeigt sich im C. Es] nimmt gewissermaßen ins Geistige herein das Materielle und hebt es auf: das Leichtsein andeutend: andeutend, dass etwas leicht ist, dass ein Materielles durch das Geistige überwunden werden kann, in die Höhe gehoben werden kann. … Es ist etwas leicht, es wird Materie durch das Geistige gehoben! … In dem C — und noch stärker ist das beim K der Fall — haben wir ein die Materie Beherrschen vom Geiste aus.” Er sagt auch, dass ein C‑Laut ausgestoßen wird, wenn ein Gewicht sich beim Anheben als sehr viel leichter erweist, als zu erwarten war. Weiter sagt er: “Die Natur macht’s auch, denn das Niesen ist fast dem C ähnlich. Das Niesen ist eine Erleichterung. Und die alten Okkultisten haben gesagt: das C, das ist in dem Urworte der Regent für die Gesundheit.” (GA 279, in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 85)
Mit diesem Urwort meint Rudolf Steiner die Gesamtheit aller Laute, das Alphabet — und gleichzeitig den ganzen Menschen, wie er Glied für Glied in den zwölf Tierkreiszeichen seit alters her gesehen wurde. Und dieses Urwort durchklang schaffend die gesamte Erdenentwicklung, wie er sagt: “Dasjenige, was ich als Urwort vor meiner Seele habe, das war schon auf dem alten Saturn; auf dem Saturn klang schon der erste Hauch des Vedawortes. Nun hatte sich die Entwicklung fortgesetzt bis zur Erde, das Wort war immer dichter geworden, in immer dichtere Formen war es gekommen … Das Gotteswort, der Urmensch, hatte sich in immer neue Hüllen gehüllt.” (GA 106, in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 26) Das Urwort hat den Menschen auf die Erde geführt — und die Kraft in ihn gelegt, auch wieder aufzusteigen. Ernst Moll beschreibt diesen Weg der Zukunft mit folgenden Worten: “Aber nicht nur begrifflich im Sinne eines irgendetwas ‘Bedeutens’ wird man die Worte lesen. Die Samenkörner ganzer Welten wird man in den Lauten empfinden. Man wird sie entwickeln — und Götter erlösen. Nicht nur eine ärmliche Begriffswahrheit ist der Inhalt eines Wortes. Jedes Wort ist ein Ritus, ein Sternen-Götter-Kultus. Engel oder Dämonen werden hereinzelebriert in den Raum. Das ist eine Bewusstwerdung, ein Erkennen auf höherer Stufe dessen, was die Alten noch kannten als die Beschwörungsmacht und die Magie des Wortes. Aus ganz neuen Fundamenten wird sie wiedergewonnen, klar und licht dem Bewusstsein erschlossen. Die Magie des Ich ist das Bewusstsein. In diesem Bewusstsein wird der schaffende Sprachgeist selbst sich offenbaren. Der Durchbruch seines Geistes als Pfingstereignis der Zukunft wird die getrennten Idiome [der Volkssprachen] zusammenführen im Lichte des Menschheitsgeistes als des Heiligen Geistes. Aus seiner Kraft wird der erstorbene Sprachleib der Völker in seinen Elementen wieder belebt. Und aus den Edelsteinen der Laute wird Stern um Stern und Stein um Stein ein neuer Weltenbau gefügt.” (Die Sprache der Laute, S. 27)
Der angelsächsische Name der Rune ist ‘Cen’, der nordische ‘kaun’ und bedeutet ‘Kien’ oder ‘Zünder’. Das in die Leichte heben des Feuers, das Vergeistigen und Erhellen drückt dieser Runenreim aus:
Kien(span) ist jedem Lebenden — bekannt im Feuer,
fahl und hell; — er brennt stets,
wo die Edellinge — innen sitzen.
(Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 87)
Rudolf Steiner sagt: “… ich habe Ihnen gesagt, daß wir in dem C etwas haben — und stärker ist das noch beim K der Fall -, in dem K haben wir drinnen ein Die-Materie-Beherrschen vom Geiste aus.” (GA 279, in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 87) Der Unterschied von C und K ist hier nur ein gradueller.
Das C ist in Worten vorhanden, die vom Latein stammen. Zum K wurde das lateinische C in ‘Kammer’ von ‘camera’, in ‘Kloster’ von ‘claustrum’. Die Römer sprachen zunächst das C wie das griechische Gamma, an dessen Stelle es steht. Die unterschiedliche Aussprache des C hängt mit der des K zusammen. Das K kann ganz hinten am Gaumensegel gebildet werden wie das hebräsche Qof, an der Grenze von hartem und weichem Gaumen wie das deutsche K und schließlich noch weiter vorne, palatal, wie das italienische K vor E und I. Dieser Laut nähert sich sehr dem TS und Tsch an.
Das französische C drückt Genussfreude aus in ‘caffé’, ‘confect’ und ‘caviar’, Leichte in ‘gracile’. Die Überwindung der Materie kann morbide werden und in ‘de-cadence’ führen. Gleichzeitig ist der C‑Laut in seinem tiefsten Sinn Bild der Auferstehung des Geistes, was Sterben voraussetzt. (Ernst Moll, Die sprache der Laute, S. 92)
Die Kelten gaben dem C den Namen ‘coll’, ‘Haselnuss’. Bei den Römern heißt das Herz ‘cor’, die ‘Haselnuss’ ‘corulus’, bei den Griechen ‘kórylos’. Laut Rudolf Steiner steht die Haselnuss in Beziehung zum menschlichen Herzen, wie die Walnuss zum Kopf, was durch ihre Form leicht nachvollziehbar ist. Die Haselnuss war Thor, dem Schutzherrn des Gerichts geweiht und wurde um die Gerichtsstätten gepflanzt.
Das Herz ist das Organ des Ausgleichs zwischen dem sogenannten “oberen Menschen” und dem “Unteren”. Es ist das Organ der Transformation. Rudolf Steiner sagt: “Das Herz entsteht als ein Stau-Organ, zwischen dem, was ich … nennen möchte die untere Betätigung des Organismus; Nahrungsaufnahme, Nahrungsverarbeitung, und den oberen Tätigkeiten des Organismus, zu deren unterster ich wiederum rechnen möchte die Atmung. Ein Stau-Organ ist eingeschaltet, und das Wesentlichste dabei ist, dass die Herztätigkeit eine Folge der Wechselwirkung ist zwischen dem flüssig gewordenen Nahrungsstoff … und der von außen aufgenommenen Luft … Die ganze Außenwelt tritt uns als eine Dualität entgegen, die sich im menschlichen Herzen staut, die im menschlichen Herzen zu einer Art von Ausgleich strebt.” (GA 312, in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 82)
Im Herzen, so sagt Rudolf Steiner, vergeistig, ätherisiert das Blut und bildet durch diesen aufsteigenden Strom das Bewusstseinslicht, die Grundlage des menschlichen Denkens. “Dasjenige also, was sich kristallisiert … zum menschlichen Blutsystem und dem Herzen, das sehen wir jetzt wiederum sich zurückätherisieren und heraufströmen im menschlichen Ätherleibe zu dem Kopfe. Und würde dieser Teil der menschlichen Ätherströmungen nicht fortwährend vom Herzen nach dem Kopfe strömen, so könnten wir noch so viel versuchen, über die Welt zu denken und von der Welt zu erkennen, wir würden nichts mit dem bloßen Instrumente unseres Gehirns denken können. Unser Gehirn wäre für die Erkenntnis ein ganz unbrauchbares Organ, wenn es nur als physisches Gehirn wirken würde. … Da würde der Mensch nur das denken können, was sich auf die inneren Bedürfnisse seines Leibes bezieht.” (GA 128, 4. Vortrag)
Das Zusammenwirken des oberen und unteren Menschen wird in der Sprache durch die Beteiligung der oberen und unteren Zahnreihe ausgedrückt, wie es für S, C, und Z geschieht. Rudolf Steiner sagt: “Da haben wir untere und obere Organisation des Menschen, Kopf- und Gliedmaßen-Organisation im Gleichgewicht. Da ist die Welt hereingefangen durch den Menschen, und der Mensch wiederum will seine Eigenwesenheit in die Welt hinausschicken. Das ist dann der Fall, wenn wir im richtigen Wirken der Zähne aufeinander, der Zahnreihen aufeinander zu sprechen haben: S, C, Z.” (GA 282, in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 86) Und: “Sie werden in dem Laut C empfinden, … dass da etwas nachgeahmt wird, was in Bewegung ist. … Man wird nicht fühlen könne, dass dasjenige, was man mit dem Laute C nachahmen will, in Ruhe ist: C — es ist ein Stoßen.” (GA 279, in: Ernst Moll, Die Sprache der Laute, S. 86)
Dieser Sachverhalt steht also hinter dem C als Laut der Haselnuss, der Herz-Nuss, die helfen sollte, Recht zu sprechen, den Menschen, der gefallen war, wieder aufzuheben.
Über die Gegensprüche 3 C und 29 c
In den Mantren 3 C und 29 c wird die C‑Kraft der Leichte, Aufrichtung und Überwindung der Materie und auch der Bewusstseinsentwicklung durch die Ätherisation des Blutes im Herzen zelebriert. Das Mantra 3 C thematisiert den menschheitlichen Aspekt dieser Erhebung, das Mantra 29 c den individuellen, im Denken des Einzelnen sich vollziehenden. Im Mantra 3 C spricht das Ich und das Weltenall hört. Dieses Mantra ist in der neutralen, allgemeingültigen dritten Person geschrieben. Im Mantra 29 c ruft der Ich-Sprecher sich selber auf, die Leuchten des Denkens, bzw. das Leuchten des Denkens zu entfachen. Hier wird die individuelle Perspektive eingenommen. Dadurch liest sich das Mantra 29 c wie die zweite Strophe zum Mantra 3 C.
Im Mantra 3 C wendet sich das wachsende, in Entwicklung befindliche — sich sozusagen gerade aufrichtende — Ich des Menschen an das Weltenall. Das Ich vergisst sich in diesem Prozess selbst. Es vergisst seine seelische Innenwelt, während es sich der Außenwelt, dem Weltenall zuwendet. Hier ist das Ich seines Urstands eingedenk. Das Ich schaut also in die Urvergangenheit und gibt im “Hineinschlafen in die Wahrnehmung”, wie Rudolf Steiner es nennt, das Bewusstsein auf, der Welt als ein Eigenwesen gegenüberzustehen. Das Ich sieht sich im Urzustand in der ursprünglichen Einheit von Mensch und Welt. Dieser Urzustand des Menschen ist in den zwölf Sternbildern des Tierkreises überliefert, die den ganzen Menschen darstellen, beginnend mit den Fischen, den Füßen, über den Wassermann, die Waden, bis zum Widder, dem Kopf. Dieser Mensch ist im Weltenall. Diesen kosmischen Urmenschen spricht das sich entwickelnde, sich aus der gekrümmten Form des Embryos — der Tier-Kreisform ‑herausbewegende, sich aufrichtende und die Senkrechte erobernde Ich an. Der Mutterleib, in dem das Ich im Urzustand war, ist zu eng geworden. Die ursprüngliche Einheit ist Eigenheit geworden. Eine Geburt ist im Begriff stattzufinden, denn das wachsende Menschen Ich, sagt das Mantra 3 C, ist im fortlaufenden Prozess, sich zu befreien. Das Befreien aus der eigenen Fessel der Eigenheit steht in der Verlaufsform. Im Aufrichteprozess ist die Dualität des Gegenüberstehens — des Wesenhaften beider Pole — ein Übergangsstadium. Das echte Wesen, welches das Ich ergründet, indem es das Weltenall anspricht, indem es also von der Dualität ausgeht, ist gleichzeitig die neue Ganzheit, der Mensch und Welt umfassende Geistmensch. In das Weltenall hinein befreit sich das Ich von der Fessel der Eigenheit, die das Leben im physischen Leib mit sich bringt. Das echte Wesen des Ichs geht über die begrenzte Aufrechte hinaus. Dieses echte Wesen kann als Gerade vorgestellt werden, die sich in der Unendlichkeit zum neuen Kreis schließt.
Im Mantra 29 c spricht der selbständige, sich seiner inneren Welt bewusste Mensch. Durch die Rede des Ich-Sprechers wird ausgedrückt, dass es um das Individuelle geht, um die Tätigkeit des Denkens, das nur vom einzelnen Menschen praktiziert und wahrgenommen werden kann. Sich selbst des Denkens Leuchten zu entfachen ist die Aufgabe, die sich der Ich-Sprecher stellt. Es geht also nicht um das ständige automatisch ablaufende innere Selbstgespräch, sondern um das erhellende, Zusammenhänge erkennende Denken. Des Denkens Leuchten ist doppeldeutig. Die eine Bedeutung ist, dass das Denken selbst leuchtet; die andere ist, dass es mehrere Leuchten des Denkens gibt, also mindestens zwei Lichtquellen, die Denken ermöglichen. Hier denke ich an die beiden Gehirnhälften, denen bekanntermaßen zwei Verarbeitungsmethoden entsprechen, die trennend-unterscheidende, analytische und die neue Ganzheiten bildende, synthetische. Erstere ist logisch, gradlinig, schlussfolgernd, die zweite phantasievoll bildlich, Zusammenhänge “sehend”. Erstere ist ein mühsames Denken, das Schritt für Schritt voranschreitet, die zweite ein leichtes, der Wahrnehmung ähnliches Denken in Bildern und Symbolen. Beide Arten müssen sich gegenseitig ergänzen, so wie auch Wahrnehmung und Denken, Sommer- und Winter-Halbjahr zusammengehören. Beide Arten zu denken sind wie Holz und Sauerstoff, sie sind die Voraussetzung, dass die Flamme brennen kann. Erst wenn beide Arten zu denken zusammenwirken, leuchtet das Denken. Es ist die Aufgabe des einzelnen Menschen, dieses innere Feuer zu entfachen, die Denk-Leuchten zu entzünden, damit das Denken ein Leuchten ist. Im Verbrennungsprozess wird die Materie überwindende Leichte-Kraft des C deutlich.
Nun wird im Mantra gesagt, was durch das Denken beleuchtet werden soll. Das Erlebte soll sinnvoll gedeutet werden vor dem Hintergrund der dem Weltengeist entquellenden Kräfte. Diese Kräfte verstehe ich als die Kräfte der Zeiten, die zum einen zwischen den Ereignissen wirken und Karma verwirklichen, “Zwischenräume” erfüllen, zum anderen die den Tages- und Jahreskreislauf gestalten. Es spielt also eine Rolle, wann ein Ereignis im Jahr oder am Tag stattfand. Der Sinn, die Botschaft eines Ereignisses verändert sich also, je nachdem, ob das Ereignis im Sommer oder im Winter, in dieser oder jener Woche des Jahres bzw. zu welcher Stunde es stattfand. Das Mantra spricht von drei jahreszeitlichen Qualitäten, durch die das Erlebte sinnvoll gedeutet werden soll: Sommer, Herbst und Winter. Drei zeitliche Perspektiven ergeben sich durch die Hinzufügung von Erbe, Ruhe und Hoffnung zu den drei Jahreszeiten: aus der ersten ist das Geschehene Sommererbe, aus der zweiten Herbstesruhe und schließlich Winterhoffnung. Das Erlebte ist Erbe der Wahrnehmungsseite der Seele — des Sommer-Halbjahres. Was von außen aufgenommen wurde ist Vergangenheit. Die Deutung selber kann sich in Herbstesruhe vollziehen, in der Gegenwart der ruhig gewordenen Seele, indem der irdisch-vergängliche Teil wie die Herbstblätter leise zu Boden sinkt und nur der für die Ewigkeit bedeutsame Anteil bleibt. Ist dies geschehen, so entspringt daraus Winterhoffnung, Hoffnung auf die Geistgeburt — das Weihnachtsereignis im eigenen Innern — auf eine neue Zukunft, die von innen nach außen sich verwirklicht.
Im Mantra 3 C drückt sich das Menschen Ich sprechend dem Weltenall gegenüber aus, doch diese Sprache ist Handlung, Befreiung. Im Mantra 29 c ruft sich der Ich-Sprecher zum Denken auf, doch dieses Denken ist ein Deuten, ein interpretieren der Erlebnisse, das lichtvoll geschehen soll. Und damit ist dieses Denken ein inneres Sprechen. Interagiert das wachsende Menschen Ich mit dem Weltenall (3 C), also mit dem Raum, so blickt der Ich-Sprecher des Mantras 29 c auf den Kräftequell des Weltengeistes, auf die ununterbrochen hervorquellende, rhythmisch-musikalisch gestaltende Zeit. Im Mantra 3 C geht es allgemeingültig um das rechte Verständnis des Menschenwesens, im Mantra 29 c um das Schicksalsverständnis des Einzelnen.