Die spiegelnden Mantren 2 B und 51 ! (ohne Buchstaben, deshalb mit “!”)

2 B

Ins Äußre des Sin­nesalls

Ver­liert Gedanken­macht ihr Eigensein;

Es find­en Geisteswel­ten

Den Men­schensprossen wieder,

Der seinen Keim in ihnen,

Doch seine Seelenfrucht

In sich muss find­en.

 

 

 

51 ! Frühling-Erwartung

Ins Innre des Men­schen­we­sens

Ergießt der Sinne Reich­tum sich,

Es find­et sich der Weltengeist

Im Spiegel­bild des Men­schenauges,

Das seine Kraft aus ihm

Sich neu erschaf­fen muss.

 

 

Die Mantren 2 B und 51 ! ste­hen in der beschreiben­den drit­ten Per­son. Ihr inhaltlich­er Auf­bau beruht auf dem Gegen­satz von Innen und Außen. Sie the­ma­tisieren den Prozess von dem einen Gegen­satz, dem sub­stan­tivierten und dadurch absoluten Außen, zum anderen Gegen­satz, dem eben­so absoluten Innen. Das Außen gehört zum Sin­nesall, das Innen zum Men­schen­we­sen. Dadurch the­ma­tisieren bei­de Mantren die Inter­ak­tion von Men­sch und (Sinnes-)Welt.

Im Mantra 2 B wird der Prozess zu diesem Außen als ein Ver­lieren beschrieben, im Mantra 51 ! wird der entsprechende Prozess zum Innen als Ergießen dargestellt. Die bei­den Ver­ben verdeut­lichen einen ent­ge­genge­set­zten Vor­gang, zumal Ver­lieren als Aus­gießen oder Ver­flüchti­gen vorgestellt wer­den kann und Ergießen entsprechend als gewin­nen oder konzentrieren.

Im Mantra 2 B ver­liert die Gedanken­macht auf dem Weg zu diesem Außen des Sin­nesalls ihr Eigen­sein. Im Mantra 51 ! ergießt sich der Sinne Reich­tum in das men­schliche Innere. Die Mantren beschreiben grundle­gende Vorgänge des Wahrnehmungs-Men­schen (51 !) und des Denk-Men­schen (2 B), wobei die Mantren in den ent­ge­genge­set­zt zuge­ord­neten Hal­b­jahren lokalisiert sind. Das Mantra 2 B, das von der Gedanken­macht han­delt, befind­et sich im Som­mer-Hal­b­jahr, das die Wahrnehmungs­seite der Seele darstellt; und das Mantra 51 !, das vom Reich­tum der Sinne(-swahrnehmung) spricht, ste­ht im Win­ter-Hal­b­jahr, das zur Denk­seite der Seele gehört. Die Mantren beschreiben, was geschieht, wenn das innen stat­tfind­ende Denken sich dem Außen aus­set­zt bzw. die außen gewonnene Sinneswahrnehmung nach innen strömt.

In bei­den Mantren wird die Wirkung des Prozess­es durch das Verb “find­en” beschrieben. Die Geis­teswel­ten find­en den Men­schen­sprossen wieder (2 B). Der Wel­tengeist find­et sich im Spiegel­bild des Men­schenauges (51 !). Die bei­den Sub­jek­te sind gegen­sät­zlich und doch set­zen die Sub­stan­tive sich aus den gle­ichen Wort­teilen zusam­men: die gram­ma­tisch aktiv find­en­den Geis­teswel­ten (2 B) und der gram­ma­tisch pas­sive sich find­ende Wel­tengeist (51 !) beste­hen bei­de aus den Wort­teilen “Welt” und “Geist” bzw. “Geist” und “Welt”.

Im Mantra 2 B find­en die Geis­teswel­ten den Men­schen­sprossen wieder. Im Mantra 51 ! find­et sich der Wel­tengeist im Spiegel­bild des Men­schenauges. Die Geis­teswel­ten als Vielzahl der Orte find­en den Men­schen­sprossen, das eine Lebe­we­sen. Der Wel­tengeist ist Wesen und find­et sich an einem Ort, dem Spiegel­bild des Men­schenauges, das eine unendliche Vielzahl an Bildern spiegeln kann.

Nun fol­gt in bei­den Mantren ein Zukun­ft­sauf­trag. Der Men­schen­spross muss in zwei Rich­tun­gen etwas find­en, nach­dem die Geis­teswel­ten ihn wiederge­fun­den haben: er muss seinen Keim in den Geis­teswel­ten find­en und seine See­len­frucht in sich selb­st (2 B). Das Men­schenauge (als ein paar­weise vorhan­denes) muss sich seine Kraft aus dem Wel­tengeist neu erschaf­fen (51 !). “Find­en” und “erschaf­fen” sind hier zwei con­traire Ver­ben. Gefun­den wer­den kann in der Zukun­ft nur, was zwar noch nicht sicht­bar, jedoch grund­sät­zlich schon vorhan­den ist. Die Kraft als sich stetig ver­brauchende Energie muss dage­gen stets neu gebildet, erschaf­fen werden.

Das Mantra 2 B beschreibt, wie die Gedanken­macht, die Schöpfer­ma­cht des Men­schen, ihr Prob­lem ver­liert, zu ego­is­tisch, zu selb­st­be­zo­gen, zu phan­tastisch zu sein. Sie ver­liert es durch die Auf­nahme der großen Vielzahl an Sin­neser­fahrun­gen in der Außen­welt. Dadurch find­en die Geis­teswel­ten den Men­schen­sprossen wieder — nehmen ihn wieder zu sich, erheben ihn wieder in ihre Welt. Nun erst kann der Men­sch zu tief­er­er Erken­nt­nis über sich sel­ber durch­drin­gen. Nun kann er Ein­sicht gewin­nen in die tief­sten Fra­gen seines Wesens. Er kann seinen Keim sowie seine See­len­frucht als Antwort sein­er Lebens­fra­gen schauend find­en — den Keim im geisti­gen Außen, die See­len­frucht im Innern. Die Wahrnehmung ver­hil­ft der Gedanken­macht zur eigentlichen Erfül­lung, der Erken­nt­nis von Ursprung und Ziel des Menschenwesens.

Das Mantra 51 ! beschreibt wie die alltägliche Sinneswahrnehmung des Men­schen zur geisti­gen Wahrnehmungskraft, zum geisti­gen Auge wer­den soll durch den in aller Wahrnehmung enthal­te­nen Wel­tengeist. Denken ist eine die Welt im Innern spiegel­nde men­schliche Geist-Tätigkeit. Durch die Denkkraft wird diese neu zu gewin­nende Sehkraft des Men­schenauges erschaf­fen. Die Denkkraft ver­wan­delt die äußere Wahrnehmungs­fähigkeit in geistige Wahrnehmungskraft.

Die Mantren 2 B und 51 ! beschreiben, wie die bei­den Grund­kräfte der Seele, Denken und Wahrnehmung, sich gegen­seit­ig ergänzen und die jew­eilige Ein­seit­igkeit korrigieren.