… Ein Kalender für die Seele
Ein eigenartig kribbelndes Gefühl sagte mir, dass hier etwas wichtiges verborgen ist. Damit fing mein Studium des so genannten Seelenkalenders von Rudolf Steiner an. Schon seit über 100 Jahren gibt es diese Sammlung von 52 Mantren, Wochensprüche oder kurz Sprüche genannt. Sie führen mit Ostern beginnend durch das Jahr – für jede Woche ein Mantra in festgelegter Reihenfolge. Jede Woche eine neue Stimmung, ein neuer innerer Prozess, eine neue Herausforderung zum Wachsen.
Wie versteht man bloß so etwas!?!
Von anderen Menschen höre ich immer wieder, dass die Sprüche ja ganz schön sind, — aber man versteht sie nicht. Ja, die Seelenkalendersprüche sind eine Herausforderung. Sie sind in deutscher Sprache verfasst, entziehen sich aber einem intellektuellen Verständnis komplett.
Sie sind auf <seelisch> geschrieben. Ich muss in sie eindringen, wie in eine Fremdsprache. Ich muss sie betreten voller Neugier, wie ein fremdes Land.
Ich muss in aktiver Ruhe auf der Frage brüten — warten bis ein erhellender Gedanke auftaucht. Dann heißt es geistesgegenwärtig blitzschnell zuzugreifen und ihn dem Vergessen zu entreißen. Dann muss er geprüft, in Zusammenhang gebracht und auf seine Konsequenzen abgeklopft werden.
Eine Kostprobe Seelensprache
Während ich dies schreibe, geht die dritte Woche nach Ostern zu Ende. Zu dieser Woche gehört der Spruch
3 C
Es spricht zum Weltenall,
Sich selbst vergessend
Und seines Urstands eingedenk,
Des Menschen wachsend Ich:
In dir befreiend mich
Aus meiner Eigenheiten Fessel,
Ergründe ich mein echtes Wesen.
Hier zeige ich dir, wo sich im Jahreskreis der Wochenspruch 3 C befindet
Es hilft, sich die Bewegung im Spruch zu verdeutlichen. Da wendet sich das Ich des Menschen nach außen zum Weltenall. Indem es spricht, vergisst es sich selber. Oh, das kenne ich. Wie schwer ist es, bei sich zu bleiben. Aber, bin ich mir stattdessen meines Urstands, meiner Herkunft eingedenk? Erlebe ich meine Abstammung aus dem Weltenall? In Psychologensprache übersetzt: Erlebe ich den Zusammenhang mit meinem Außen, meiner Umwelt, meinen Projektionen? Kann ich mich darin erkennen, mich aus dieser Fessel befreien und mein wahres Wesen finden?
Fragen an sich selbst
Jede Woche stelle ich mir aus dem Wochenspruch Fragen. Dadurch bin ich immer neu angeregt, mich zu erforschen. Woche für Woche habe ich so einen stillen, inspirierenden Coach an meiner Seite, der mir Fragen stellt über mich, mein Verhältnis zur Welt und unsere gegenseitige Bedingtheit.
Zum Beispiel:
Zum Spruch:
- Was spreche ich diese Woche nach außen?
- Was sind meine Fesseln, die ich sprengen kann?
Allgemein:
- Was habe ich vom Weltenall als Keim erhalten zur treuen Pflege?
- Welche Seelenfrucht kann ich in mir finden und zur Reife bringen?
Alles, was mir in der Woche begegnet, betrachte ich durch die Brille des Spruchs – und oft ist es erstaunlich stimmig! So wie diesmal. Noch nie habe ich mich mit meinem Thema an so viele Menschen gewandt. Das fühlt sich wirklich an, wie zum Weltenall zu sprechen. Noch nie habe ich meine Ängste und anderen Hinderungen überwunden und mich an das Schreiben eines Blog-Artikels gewagt.
Jede Woche hat eine andere Energie. Gerade erlebe ich diese wie einen Keim, der aus dem Weltenall stammt und in mir wurzelt. Der Zeitqualitäts-Keim wächst in den großen und kleinen Lebensereignissen zu einer stattlichen Pflanze heran. Meine daraus gewonnenen Erfahrungen sind die Früchte, die ich nur in mir – wie sie auch immer aussehen mögen – finden kann. Nur in mir bildet sich die Frucht durch meine Deutung der Ereignisse.
Die Welle der Zeit reiten
Es ergibt sich dadurch fast von selber, dass ich mir Ziele im Wochenrhythmus setzte. Jede Woche ist immer neu. Jede Woche bin ich neu inspiriert und immer am Puls der Zeit. Ich habe mir angewöhnt, am Ende der Woche die Ergebnisse zusammenzufassen, abzurunden. So bin ich frei für die spezielle Energie der neuen Woche. Dadurch hat sich mein Gespür für die verschiedenen Zeitqualitäten immer weiter geschärft. Inzwischen habe ich feine Antennen bekommen, was gerade dran ist. Es ist wie zwischen den Zeilen lesen zu können.
Immer schneller und sicherer treffe ich meine Entscheidungen und meine Produktivität hat einen mich selber überraschenden Aufschwung erfahren. Synchronizitäten zu erleben ist normal geworden — so wie jetzt.
Dafür liebe ich die Wochensprüche des Seelenkalenders!