Das Buchstaben-Zahlenrätsel in der Chymischen Hochzeit und der Seelenkalender

… es als ein Fin­gerzeig ver­standen wer­den, dass es in der zen­tralen Schrift der Rosenkreuzer, genan­nt „Chymis­chen Hochzeit Chris­tiani Rosenkreutz Anno 1459“, ein Rät­sel gibt, das lös­bar ist, wenn genau die Zahl-Buch­staben-Kodierung des See­lenkalen­ders von 1912/13 ver­wen­det wird:

1=A; 2=B; 3=C; usw. dann 9=i; <J> wird über­sprun­gen; 10=K; 11=L; 12 ent­fällt; 13=M usw. Als Begrün­dung für diese Unregelmäßigkeit­en kann ver­mutet wer­den, dass <J> für Jeho­va, den unaussprech­lichen Namen Gottes ste­ht und deshalb über­sprun­gen wird und 12 den ganzen Tierkreis, mithin die gesamte Schöp­fung umfasst, weshalb kein einzel­ner Buch­stabe die Gesamtheit der Logoskräfte aus­drück­en kann.

 

Das Rätsel lautet:

Am drit­ten Tag, nach­dem die Geist­such­er durch Wiegen moralisch geprüft wor­den waren, fol­gt das Rät­sel. Es ist die Antwort der Jungfrau, nach­dem die Haupt­fig­ur der Geschichte diese nach ihrem Namen gefragt hatte:

„Mein Name enthält fün­fund­fün­fzig, und hat doch nur acht Buch­staben; der dritte [3] ist des fün­ften [9] drit­ter Teil; kommt jen­er dritte dann zu dem sech­sten [13], so wird daraus eine Zahl, deren Wurzel schon um den ersten Buch­staben [1] größer wird, als der dritte selb­st ist, und er ist des vierten [8] Hälfte. Sind aber der fün­fte [9] und siebente [9] gle­ich, so ist auch der let­zte [1] dem ersten gle­ich [1], und sie machen mit dem zweit­en [11] soviel, als der sech­ste [13] hat, der doch nur um vier mehr als der dritte [3] dreimal hat. Nun sagt mir, mein Herr, wie heiße ich? – Das Rät­sel kam mir kraus genug vor; trotz­dem ließ ich nicht nach, son­dern fragte: <Edle und tugend­same Jungfrau, darf ich nicht wenig­stens einen einzi­gen Buch­staben erfahren?> — <Jawohl,> sprach sie, <das lässt sich wohl machen.> — <Was mag denn,> antwortete ich wieder, <der siebente enthal­ten?> — <Er hat,> sagte sie, <so viel der Her­ren hier sind> Damit war ich zufrieden und fand ihren Namen mit Leichtigkeit“ (Die Chymis­che Hochzeit des Chris­t­ian Rosenkreuz Anno 1459, Aufgeze­ich­net durch Johann Valentin Andreae, ins Neudeutsche über­tra­gen von Dr. Wal­ter Weber, Dor­nach 1942, S. 42 f). Die Ergänzun­gen in eck­i­gen Klam­mern wur­den von mir einge­fügt, um das Rät­sel leichter nachvol­lziehen zu können.

Die Jungfrau heißt also ALCHIMIA, gerech­net: 55=1A+11L+3C+8H+9i+13M+9i+1A. Alchimia ist die Per­son­ifika­tion von Alchemie bzw. Alchimie, der Kun­st der Ver­wand­lung der Stoffe. Dabei ging es nicht, wie meist angenom­men, um die Her­stel­lung von Gold, son­dern um die Gewin­nung echter Weisheit.

 

Alchemie — die Erforschung der Entstehungs- und Verwesungskräfte der Seele

Über das eigentliche Ziel alchemistis­ch­er Exper­i­mente äußert sich Rudolf Stein­er fol­gen­der­maßen: „Und wenn man selb­st als Hellse­her einem solchen Exper­i­ment beige­wohnt hätte, so hätte man eine Verän­derung der Aura des betr­e­f­fend­en Men­schen, der das Exper­i­ment aus­führte, wahrgenom­men. Die Aura, die vor dem Exper­i­ment sehr gemis­cht war, die vielle­icht erfüllt gewe­sen war von Begier­den, Trieben, denen sich der Betr­e­f­fende hingegeben hat­te, wurde durch das Exper­i­ment ein­far­biger. Zuerst, bei dem Exper­i­ment der Salz­bil­dung: kupfern — reine Gottes­gedanken -, dann, bei dem Exper­i­ment der Auflö­sung: sil­bern — Göt­ter­liebe -, und endlich goldglänzend — Göt­teropfer­liebe oder Göt­teropfer­di­enst — bei der Ver­bren­nung. Und die Alchimis­ten sagten dann, sie hät­ten aus der Aura das sub­jek­tive Kupfer, das sub­jek­tive Sil­ber und das sub­jek­tive Gold gemacht. Und die Folge davon war, dass der­jenige, der so etwas durchgemacht hat­te, der ein solch­es Exper­i­ment wirk­lich inner­lich erlebte, von göt­tlich­er Liebe ganz durch­drun­gen wurde. Also ein von Rein­heit, Liebe und Opfer­willen durch­drun­gener Men­sch kam dabei her­aus, und durch diesen Opfer­di­enst bere­it­eten die mit­te­lal­ter­lichen Theosophen ein gewiss­es Hellse­hen vor. So kon­nte der mit­te­lal­ter­liche Theosoph hinein­schauen in die Art, wie hin­ter der Maja geistige Wesen die Dinge entste­hen und wieder verge­hen ließen. Und dadurch sah er dann auch ein, welche Bestre­bungskräfte in der Seele in uns fördernd sind und welche nicht. Er lernte unsere eige­nen Entste­hungs- und Ver­we­sungskräfte ken­nen. Der mit­te­lal­ter­liche Theosoph Hein­rich Khun­rath nan­nte, in einem Augen­blick der Aufk­lärung, diesen Prozess das Gesetz der Entste­hung und Verwesung.

Aus dem Nat­u­ran­blick wurde dem mit­te­lal­ter­lichen Theosophen das Gesetz der Aufwärt­sen­twick­elung und des Abstiegs klar. Die Wis­senschaft, die er sich dadurch aneignete, drück­te er in gewis­sen Zeichen, in imag­i­na­tiv­en Bildern und Fig­uren aus. Es war eine Art imag­i­na­tiv­er Erken­nt­nis. …. «Die geheimen Fig­uren der Rosenkreuzer», [sind] … ein Resul­tat von dem eben Besproch­enen.” (Rudolf Stein­er, GA 130, S. 72ff, Anthrowiki.at, Alchemie)

Der Jahres­lauf kann als das große Urbild der Prozesse von Entste­hen und Verge­hen (Ver­we­sung) ange­se­hen wer­den. Die Erde ist der Lab­o­ra­to­ri­ums-Tisch der großen Alchemistin, der Natur. Es ist also sicher­lich kein Zufall, dass Rudolf Stein­er den Zahlen-Buch­staben-Code aus obigem Rosenkreuzer-Rät­sel für den See­lenkalen­der benutzt. Im Gegen­teil, nur mit der Benen­nung der Sprüche der Aus­gabe von 1912/13 kön­nen die Prozesse der Seele, die im See­lenkalen­der geschildert wer­den, in ihrem Zusam­men­wirken erkan­nt werden.

 

Ergänzung

Rudolf Stein­er war die Ver­bre­itung des See­lenkalen­ders so wichtig, dass er sie im Ersten Weltkrieg in die Zigaret­ten­päckchen pack­en ließ, die für die Sol­dat­en an der Front bes­timmt waren. In dieser Veröf­fentlichung wie auch in anderen kleinen Aufla­gen während sein­er Leben­szeit, wur­den die Sprüche nur mit Num­mern, nicht aber mit Buch­staben gekennzeichnet.